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Long Covid: Betroffene gründet Selbsthilfegruppe

Michaela Mörth gründet eine Selbsthilfegruppe für Long Covid Betroffene.
Michaela Mörth gründet eine Selbsthilfegruppe für Long Covid Betroffene. ©Archivbild: APA/HELMUT FOHRINGER, VOL.AT/Mayer
Mirjam Mayer (VOL.AT) mirjam.mayer@russmedia.com
Michaela Mörth ist genesen aber nicht gesund. Seit 2020 hat sich ihre Situation nicht gebessert. Nun gründet sie eine Selbsthilfegruppe.
(V+) "Gönnt dir keine Pause"

"Ich war im Oktober 2020 positiv", erzählt Michaela Mörth (40) im VOL.AT-Gespräch. Die heute selbständige Psychotherapeutin arbeitete damals noch im Krankenhaus. Sie infizierte sich während ihrer Berufstätigkeit. Anfangs waren es eher untypische Symptome rund um Müdigkeit und Erschöpfung: "Es war eigentlich mehr wie ein grippaler Infekt", meint sie. Die Erkrankung war zu Beginn eher unproblematisch, ihr Zustand veränderte sich jedoch nicht. Schließlich machte sie einen Coronatest, der positiv ausfiel. Am selben Tag verlor sie ihren Geschmacks- und Geruchssinn. "Ich hatte nie Husten, ich hatte nie Halsweh", berichtet die Unterländerin.

"Es ist nie besser geworden"

Aufgrund von Erschöpfung war sie insgesamt viereinhalb Wochen im Krankenstand. "Es ist nie besser geworden - bis heute nicht. Also diese Erschöpfung ist immer noch da", meint sie im VOL.AT-Gespräch. "Ich brauche viel viel länger für Erledigungen. Ich habe Konzentrationsprobleme, Merkfähigkeits-Schwierigkeiten, finde auch manchmal die richtigen Worte nicht", zählt sie die Symptome auf. Zudem leidet sie immer noch an starken Kopfschmerzen, hat auch Schlafprobleme. Mit der Zeit kamen auch Atemprobleme, Kurzatmigkeit und Konditionsschwierigkeiten dazu. Dadurch kann Mörth manchmal Alltagssituationen nicht mehr so meistern wie vorher.

Vom Lernen, damit umzugehen

"Bei mir ist es wirklich eine körperliche Erschöpfung, die nicht mit Medikamenten behoben werden kann", gibt sie zu verstehen. Vierzehn und fünf Stunden Schlaf fühlen sich für sie gleich an. Sie musste nach eigener Aussage lernen, Arbeiten gut einzuteilen. Am Abend werden die Kopfschmerzen mit der Müdigkeit stärker, auch Gliederschmerzen kommen. "Dann lege ich mich hin und mache auch nichts mehr im Haushalt", meint sie. Sie habe gelernt zu sagen: "Heute geht nicht mehr, heute ist Pause." Das Umfeld von Long Covid Betroffenen müsse sich darauf einstellen, erklärt die Psychotherapeutin. Auch für manchen Partner sei die Situation nicht einfach. "Ich bin hier glücklicherweise in dieser Situation, dass das Umfeld hier gut auf mich eingeht und gut reagiert", so Mörth.

"Genesen, aber noch nicht gesund"

Es sei wichtig, dass Menschen wissen, dass es Long Covid gebe. Man lese und höre immer von aktuell Erkrankten, Genesenen und Verstorbenen. "Es wird kein Augenmerk darauf gelegt, wer ist genesen, aber noch nicht gesund", gibt sie zu verstehen. "Es ist wichtig, dass Long Covid Erkrankte einfach eine Stimme bekommen." Long Covid sei keine Ausrede für die Betroffenen, es gehe daher um Akzeptanz. Mörth würde sich daher auch eine öffentliche Anlaufstelle für Betroffene in Vorarlberg wünschen. "Es ist wichtig, sich auszutauschen und zu hören: Ja, das habe ich auch", meint sie. Das helfe dabei, auch damit besser umgehen zu können. Darum gründet sie eine Selbsthilfegruppe. Start soll am 16. Mai in der Schlachthausstraße in Dornbirn bei der Selbsthilfe Vorarlberg sein. Treffen werden jeden dritten Montag im Monat stattfinden.

Interessenten können sich direkt bei Mörth melden. Den Kontakt gibt es auf der Seite der Selbsthilfe Vorarlberg.

(VOL.AT)

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