Feldkirch Sie kamen direkt aus dem OP. Noch bis kurz vor Beginn des Med Konkret-Vortrags waren Primar Alfred Hobisch und sein geschäftsführender Oberarzt, Andreas Berger, mit zwei roboterassistierten Prostataentfernungen beschäftigt. "Beiden Patienten geht es gut. Der eine Patient wurde bereits mobilisiert, der andere wird es in diesen Minuten", konnte Hobisch berichten und hatte damit schon einen besonderen Vorteil der Robotertechnologie genannt. Doch das ist nicht alles. Die Schmerzmedikation hat sich seit Inbetriebnahme des DaVinci-Systems im Jänner 2020 um 90 Prozent reduziert, Entlassungen erfolgen früher. "Nach einem solchen Eingriff kann der Dauerkatheter bereits am dritten Tag entfernt werden, einen Tag später kann der Patient nach Hause", nannte der Leiter der Urologie im Landeskrankenhaus Feldkirch ein Beispiel. Zum Vergleich: Vorher kam es frühestens zwischen dem achten und elften Tag nach einer Prostataoperation zur Entlassung.
Wie ein Krake
Das Herzstück des DaVinci-Systems ist der vierarmige Roboter. "Er hat die Fähigkeit, diese Arme wie ein Krake nach außen zu drehen, was hochpräzise Bewegungen ermöglicht, die an der Konsole vom Operateur gesteuert werden", erläuterte Oberarzt Andreas Berger. Der Zentralarm steuert die Kamera und eröffnet dem Chirurgen ein dreidimensionales OP-Feld. Es lässt sich bis um das 40-fache vergrößern, und das auch während eines Eingriffs. "Das ermöglicht eine Sichtweise, die man sich vorher gar nicht hatte vorstellen können", schwärmte Berger. Enorm auch die Beweglichkeit der sehr feinen Instrumente. Sie beträgt stolze 720 Grad. Das bringt speziell in anatomisch engen Bereichen viel Sicherheit. Für den Umgang mit dem Roboter hieß es für die Mediziner aber zuerst üben, üben und nochmals üben.
Im September 2019 wurde der Roboter geliefert, bis zum ersten Einsatz am 21. Jänner 2020 saßen Alfred Hobisch und Andreas Berger beinahe täglich an der Konsole. Dann war noch eine Abschlussprüfung fällig. Ohne die gibt es nämlich keine Lizenz. "Es hat sich gelohnt", betonten beide. Schon nach dem zweiten Patienten entschlossen sie sich, keine Prostata-OP mehr offen durchzuführen. "Alle Eingriffe sind überdurchschnittlich gutgegangen." Bei Operationen an der Niere wird im Einzelfall entschieden, weil dort immer wieder offene Eingriffe nötig sein können. In Planung sind inzwischen auch roboterassistierte Operationen an der Harnblase.
Standardisierte Abläufe
Um für die Patienten größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten, wurden auch die Abläufe standardisiert. "Es ist wichtig, dass jeder Mitarbeitende weiß, was vor, während und nach der OP zu tun ist", sagte Berger. Im Sinne einer Selbstkontrolle werden beispielsweise alle Roboter-Operationen aufgezeichnet. Gleichzeit können Mitarbeiter die Eingriffe live im Ärztezimmer beobachten und überwachen. "Die roboterassistierte Chirurgie ist Teamwork", hoben die Ärzte hervor. Wie bei einer herkömmlichen Operation braucht es auch beim Roboter eine ganze Mannschaft, die den Chirurgen am Operationstisch unterstützt.
Bis dato wurden 149 Operationen mit dem DaVinci-System durchgeführt. Der Löwenanteil waren Eingriffe an der Prostata. Weder Hobisch noch Berger möchten den Roboter missen, denn: "Er hat sich sehr bewährt."
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