Es ist ein sensibles Thema, denn wer möchte schon mit der Diagnose einer Persönlichkeitsstörung konfrontiert werden. Deshalb wollte der Leiter der Erwachsenenpsychiatrie am LKH Rankweil Primar Jan Di Pauli eines klargestellt haben: "Nur, weil jemand sonderbar ist oder seltsam, hat er noch keine Persönlichkeitsstörung. Gottes Garten ist bunt, wir haben alle unsere Akzentuierungen und Eigenschaften", betonte er. Sind diese jedoch so ausgeprägt, dass der Betroffene damit im Alltag nur noch aneckt oder diesen nicht mehr bewältigen kann, ist ärztliche Hilfe angezeigt.
Ohne Psychotherapie geht nichts
Die Therapie von Persönlichkeitsstörungen fokussiert sich auf die Psychotherapie. "Ohne die geht gar nichts", erklärte Di Pauli. Medikamentös können lediglich Begleitsymptome und Begleiterkrankungen behandelt werden. Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens an einer Persönlichkeitsstörung zu erkranken, liegt bei 10 Prozent. Laut Jan Di Pauli besteht ein hoher erblicher Faktor. Er gab diesen mit 40 bis 60 Prozent an. In sozial schwachen Familien treten Persönlichkeitsstörungen häufiger auf, gleiches gilt für den städtischen Raum.
Aneignung von Verhaltensmustern
Eine Persönlichkeitsstörung ist nicht einfach da. "Sie entwickelt sich im Laufe der Zeit", berichtete Sandra Oksakowski, leitende Psychotherapeutin am LKH Rankweil, von ersten Auffälligkeiten in der späteren Kindheit und Pubertät. Es handelt sich um ein enges Zusammenspiel von Beziehungserfahrungen, hirnorganischen Prozessen, Stoffwechsel, Sozialisation und psychische Erfahrungen. Betroffene eignen sich Verhaltensmuster an, aus denen sie irgendwann nicht mehr herauskommen.
Persönlichkeit in Teilbereichen gestört
"Die Person selbst hat aber nicht wirklich einen Leidensdruck, dafür das Umfeld, was in der Folge häufig zu Konflikten führt", skizzierte Oksakowski ein weiteres typisches Merkmal für eine Persönlichkeitsstörung. "Was wir nicht vergessen dürfen ist, dass diese Personen auch über viele Eigenschaften verfügen, die noch intakt sind und sehr gut funktionieren. Es ist also nicht die gesamte Persönlichkeit gestört, sondern ein Teilbereich davon", ergänzte die Psychotherapeutin.
Genaue Diagnostik
In der therapeutischen Arbeit erkenne sie oft massive Verletzungen und Mangelerfahrungen. Nähe und Halt fehlen, niemand ist da, der Orientierung gibt. "Häufig hören wir auch von Traumatisierungen." Die Folge sind unter anderem selbstverletzende Handlungen, suizidale Gedanken, Schlafstörungen und Albträume. Große Bedeutung hat deshalb die Diagnostik, denn: "Wir wollen, dass die Person die richtige Therapie erhält." Diese kann oft jahrelang dauern, bis es zu einer Verhaltensänderung kommt.
Interessante Zuschauerfragen
Wie gewohnt, beantworten die Experten am Ende des Vortrages die zahlreichen Fragen der Webinar- Teilnehmer.Wer sich für die Fragen und Antworten rund um Persönlichkeitsstörungen interessiert, findet diese im Video.
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