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Übler Antisemitismus in Kult-Kinderserie

Die Szene, um die es in "Es war einmal... das Leben" geht.
Die Szene, um die es in "Es war einmal... das Leben" geht. ©Screenshot youtube.com/user/eswareinmalkana
Die Serie "Es war einmal... das Leben" lehrt seit den 1980ern wie der menschliche Körper funktioniert. Allerdings sorgt die Serie wegen eines eklatanten Falls von Antisemitismus für Aufregung.

Besonders brisant dabei: die antisemitische Passage gibt es nur in der deutschen Synchronfassung, nicht aber in der englischen oder dem französischen Original. Der Schöpfer der Serie, Albert Barillé, er starb 1988, war selbst Jude.

Die vergasten Staphylokokken

Um welche Szene geht es also? In der Folge "Allzeit bereit! Oder: Das Abwehrsystem des Körpers" bekämpfen weiße Blutkörperchen eine Gruppe Krankheitserreger, die Staphylokokken. Diese hätten "gelernt, gegen viele Medikamente unempfindlich zu sein. Um sie zu bekämpfen, muss man sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen." Die Bakterien, vermenschlicht dargestellt, werden aus einer Art Raumschiff heraus von den weißen Blutkörperchen vergast. Die Staphylokokken sterben daraufhin in der deutschen Fassung mit Keuchen, Husten und dem jiddischen Ausruf "Oy vey gevalt."

*ab Minute 7:30 gibt es im Video die oben beschriebene Szene zu sehen.

Die Webseite zur Serie erklärt die Szene als "Anspielung an die Verbrechen im Deutschen Reich", wie die Seite "uebermedien.de" berichtet. Die Szene ist klar antisemitisch, stellt sie durch den jiddischen Ausruf "die Juden" als Krankheitserreger dar, die vernichtet werden müssen.

Das sagen die Verantwortlichen

Vertrieben wird die Serie in Deutschland seit Jahren von der NDR-Tochter Studio Hamburg Enterprises. Dort fiel die Szene offenbar jahrelang niemandem auf. Thore Vollert, Chef für Marketing und Lizenzankauf, erklärt "Übermedien": "Es ist für uns ohne Zweifel nicht akzeptabel, eine in dieser Form tatsächlich leicht als antisemitisch interpretierbare Sequenz weiterhin unkommentiert zu vertreiben. Wir prüfen daher derzeit die technischen Möglichkeiten, die Passage im digitalen Vertrieb mittels der originalen Tonspur zu überblenden.

Wie diese deutsche Übersetzung zustande kam, habe sich nicht mehr klären lassen, so Vollert. Das Synchronstudio gebe es nicht mehr, die meisten der damals Verantwortlichen würden nicht mehr leben.

(VOL.AT)

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