Als Schwarzfahrer hingestellt: Fahrgast empört über Bus-Kontrolleurin

Ein Mann machte erst kürzlich in einem Facebook-Posting seinem Unmut Luft: Rudolf Öller aus Bregenz fühlt sich von einer Kontrolleurin in den öffentlichen Verkehrsmitteln des Verkehrsverbundes ungerecht behandelt. Er sei mit seiner Frau und den beiden kleinen Enkeln in den Stadtbus in Bregenz eingestiegen. Was dann passierte schockierte den Mann und regte ihn gleichzeitig auf: Er habe sich kurz hingesetzt um die Enkel im anfahrenden Bus zu “verstauen”. Eine Kontrolleurin sei daraufhin direkt auf in zugekommen und habe ihn und seine Frau zu Unrecht als Schwarzfahrer hingestellt.
Verkehrsbetriebe aufmerksam machen
“Meine Wortmeldung auf Facebook hatte nur den Sinn, die Verkehrsbetriebe darauf aufmerksam zu machen, in Zukunft etwas sensibler vorzugehen”, erklärt Öller auf VOL.AT-Anfrage. “Formal waren meine Frau und ich vielleicht im Unrecht, ich weiß es nicht, aber man hätte die Sache auch anders lösen können.” Er schildert auch die Situation aus seiner Sicht: “Wir waren mit unseren beiden Enkerln, knapp vier Jahre und knapp zwei Jahre alt, unterwegs.” Der Bus sei sehr voll gewesen und der Busfahrer sehr schnell angefahren. Sie hätten einige Mühe gehabt, den Buggy zu verstauen und seine Frau habe sich “aus Sicherheitsgründen” hingesetzt. “Dann hat sie mir den Kleinen übergeben. Ich bin keine Sekunde gesessen, stand die Frau Kontrollorin schon neben uns und wollte die Fahrkarte sehen”, so der Bregenzer.

Methoden für Fahrgast unverständlich
Obwohl seine “kriminelle Energie nicht einmal zum Stehlen einer Sonntagszeitung reicht” und er das Geld schon bereitgelegt habe, sei seine entschuldigende Erklärung nicht ernst genommen worden. Wer sich ohne Fahrschein hinsetze gelte als Schwarzfahrer, so die “Kontrolleurin mit rauchiger Baritonstimme und einem Benehmen wie eine Kreuzung aus Godzilla und Gremlin”. Ihnen sei prompt eine Strafe aufgebrummt worden. Diese Methoden “aus Fahrgästen Verbrecher zu machen” sind für Öller unglaublich und unverständlich. Auf Facebook schreibt er daher auch, er werde aufgrund dieses “zutiefst beleidigenden Ereignisses” nicht mehr mit den Enkeln im Stadtbus fahren.
Aggressive Reaktion
Als der Versuch der Erklärung gescheitert sei, habe die Kontrolleurin aggressiv reagiert: “Ich erklärte ihr, dass wir das ja eh wollten, dass ich aber noch nicht dazugekommen bin. Da ist sie „pampig“ geworden, wie man so schön sagt.” Sie habe darauf bestanden, dass zweimal 90 Euro zu zahlen seien. “Einmal 90 Euro hätte ich vielleicht noch eingesehen”, erklärt der Bregenzer in Anbetracht der Tatsache, dass sich seine Frau wirklich nur ganz kurz und auch nur sicherheitshalber hingesetzt habe. An der Zielhaltestelle angekommen habe er aussteigen wollen. “Sie brüllte mit sich überschlagender Stimme durch den Bus ‘Alle Türen schließen, Polizei holen'”, erinnert sich der Fahrgast.
“Nicht akzeptabel”
“Meine Frau und ich wurden in den Augen der anderen Passagiere zu Verbrechern gestempelt”, so der Betroffene. Seine Frau sei so geschockt gewesen, dass sie sich sofort bereit erklärt habe zu zahlen. Auch wenn er im Unrecht gewesen sei, das Benehmen der Kontrolleurin sei “nicht akzeptabel”. “Sie hätte beispielsweise meine bereits in der Faust bereitgelegten drei Euro nehmen und uns einen Fahrschein lösen können. Das wäre ein Service gewesen”, so Rudolf Öller. Vermutlich sei es ihr nur um den “Abschuss” gegangen. “Es ist mir jetzt für eine Zeitlang die Lust vergangen, mit einem Bus zu fahren”, erklärt der Mann.

Servicegedanke im Vordergrund
Beim Vorarlberger Verkehrsverbund (VVV) kennt man das Posting des aufgebrachten Fahrgastes. Ob dieser Einzelfall sich wirklich so in einem Stadtbus in Bregenz zugetragen hat oder ob das Posting den Hergang sehr überspitzt darstellt, ist nicht bekannt. “Wir haben seit 7 Jahren MobilbegleiterInnen im Einsatz”, so Sandra Volenter, Leiterin für Qualität und Service beim VVV, in einem Statement. Man habe mit dem Modell sehr gute Erfahrungen gemacht. “Unsere insgesamt 9 MobilbegleiterInnen unterscheiden sich von KontrolleurInnen darin, dass sie den Servicegedanken in den Vordergrund stellen und trotzdem geradlinig vorgehen”, erklärt Volenter.
Gast ankommen lassen
Die Mobilbegleiterinnen würden so etwa über alternative Tickets und die Möglichkeit das Ticket via Smartphone zu lösen (FAIRTIQ) informieren. Zudem würden Qualitätskontrollen im Bus vorgenommen. Die Begleiter helfen außerdem Personen mit Handicap beim Ein- und Aussteigen. “Die MobilbegleiterInnen sind darauf geschult, den zusteigenden Gast vorerst zu beobachten, ihn ankommen zu lassen (z.B. Kinderwagen sichern) und ihn dann erst um die Karte zu bitten”, verdeutlicht die Mitarbeiterin des Verkehrsverbundes.
Schwarzfahrer oft uneinsichtig
Fahrgäste, wie den älteren Herren, kennt man beim Vorarlberger Verkehrsverbund: “Wer beim Schwarzfahren ertappt wird, ist im ersten Moment oft uneinsichtig”, gibt Sandra Volenter in einem Statement an VOL.AT zu verstehen. “Für alle Fahrgäste gelten klare Spielregeln und gleiche Pflichten”, berichtet die Leiterin für Qualität und Service. In Vorarlberg gibt es immer weniger Schwarzfahrer: “Seit dem Einsatz der MobilbegleiterInnen sind die Schwarzfahrerzahlen erfreulicherweise rückläufig”, so Volenter. So wurden in den Bussen im Jahr 2018 knapp 280.000 Fahrgäste kontrolliert. “Davon konnten 3.309 Personen keinen gültigen Fahrschein vorweisen”, schildert sie. Eine typische Altersgruppe für das Schwarzfahren ist laut Volenter nicht zu erkennen: “Personen ohne gültigen Fahrschein gibt es in allen Altersklassen und gesellschaftlichen Schichten”, so die VVV-Mitarbeiterin.
(Red.)
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