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Hubert Rhomberg: Notre Dame könnte innerhalb von drei Monaten wieder ein Dach haben

©Rhomberg Bau
"Für den einen oder anderen mag das verrückt klingen, aber: Wir können Notre-Dame sehr wirtschaftlich und vor allem schnell retten“, ist Hubert Rhomberg überzeugt. Sein Plan sieht den Einsatz von Holz vor, der Ansatz erinnert an die Modulbauweise. Nun muss sich zeigen, ob der Plan umsetzbar wäre. 

Der Vorarlberger Baumeister setzt grundsätzlich gern auf eine Modulbauweise und Holz, so auch bereits beim ersten Holz-Hybridhochhaus der Welt in Dornbirn. “Schon der alte Dachstuhl war ja aus Holz, und der hat immerhin 800 Jahre gehalten”, zeigt sich der Holzbauexperte per Aussendung vom Material überzeugt. Neben der Langlebigkeit spräche auch die Verfügbarkeit und Nachhaltigkeit des Rohstoffes für ihn, aber auch die Möglichkeiten vor Ort. “In Paris gibt es über 270 holzverarbeitende Betriebe”, weiß Rhomberg.

Modulbauweise für den Dachstuhl

Diese hätten in dem unter der Leitung von Harald Professner ausgearbeiteten, noch vorläufigen, Plan eine Rolle. Statt dem bisherigen kleinteiligen, doppelten Hängewerk mit einer Vielzahl an Sparren, Kehlbalken, Hängesäulen und Streben könnte man eine vorgefertigte, aufgelöste Fachwerkskonstruktion montieren. Auf dieser würde dann vorelementierte Holz-Rippenelemente aufgebaut werden. Ein Rippenelement bestünde aus Holzwerkstoffplatten, die mit Rippen aus Brettschichtholz verleimt sind und auf der Außenseite über eine regenfeste Dachhaut verfügen. So könnte das Dach ab der Ausstellung der Baugenehmigung innerhalb von drei Monaten abgedichtet werden, ist Rhomberg überzeugt. Auf dieser Konstruktion könnte dann je nach Vorgaben und Wünschen Frankreichs und des Denkmalsschutzes jede Form von Dachaufbau und -eindeckung erstellt werden. Nun muss man noch untersuchen, ob die Grundkonstruktion und Fundament des Dachstuhls den Brand soweit überstanden haben, um diesen Plan umzusetzen.

Nadelholz statt traditioneller Eiche

Ein dichtes Dach innerhalb von drei Monaten, noch rechtzeitig bevor das Winterwetter das Innere der Kathedrale bedrohen – Dieser Kraftakt wäre eben durch die vorgefertigten einzelnen Elementen möglich, die auf der Baustelle nur noch montiert werden müssten. Die Vorfertigung könnten die besagten lokalen Betriebe übernehmen, die Montage ebenfalls. Eine Herausforderung wäre jedoch das Baumaterial. Die traditionelle Eiche gibt es inzwischen nicht mehr in benötigter Länge und Menge für einen solchen Dachstuhl. Rhomberg will daher auf in Frankreich ebenfalls heimische Nadelhölzer wie Fichte, Kiefer und Tanne ausweichen: “Damit sparen wir uns auch Zwischenlösungen, die wieder Kosten und Abfall produzieren würden“, argumentiert Rhomberg. Weitere Vorteile des neuen Aufbaus: „Mit dem Umstieg von Eiche auf Nadelholz verringern wir die Eigenlast der Dachkonstruktion um rund 30 Prozent. Die entsprechende statisch notwendige Unterkonstruktion für den achtseitige Turmhelm wird bereits vormontiert, sodass dieser im Nachgang direkt eingehoben werden kann. Zudem können wir durch die größeren einzelnen Balkenquerschnitte sowie die deutlich reduzierten Anschlüsse einen hohen natürlichen Brandwiderstand von mindestens 90 Minuten garantieren.”

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Holz aus Kirchenforsten?

Über den Umweg des Baumaterial könnte sich so auch die katholische Kirche einfach am Bau beteiligen, schließlich ist sie einer der größten Waldbesitzer der Welt. Bisher schloss diese jedoch eine Beteiligung an der Finanzierung aus: Im Nachzug der französischen Revolution wurde die Kirche in Frankreich enteignet und bekämpft, die Kathedrale ist daher im Besitz des Staates und nicht der Kirche. Wenn die Kirche das Holz stellen würde, könnte sich der Staat so aus Sicht Rhombergs 25 Prozent sparen. Zudem zahle der Fokus auf Holz klar auf die Ziele des Übereinkommens von 2015 ein, das sogar nach der französischen Hauptstadt benannt wurde: “Mit dem ökologischen Fußabdruck der Alternativen wie Stahlkonstruktionen wird die CO2-Reduktion aus dem Pariser Klimaabkommen nie erreicht.” Deswegen möchte Hubert Rhomberg gerne möglichst rasch Nägel mit Köpfen machen: “Wir stellen unser Know-how und unsere Kompetenz im Holzbau sehr gerne zur Verfügung. Sobald die Ergebnisse über den Zustand des Bestands vorliegen, stehen wir deshalb für Gespräche mit der Stadt bereit.”

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