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Schweiz feiert längsten Eisenbahntunnel der Welt

Der Gotthard-Tunnel wird heute, 1. Juni feierlich eröffnet.
Der Gotthard-Tunnel wird heute, 1. Juni feierlich eröffnet. ©APA
In der Schweiz haben die Feiern zur Einweihung des längsten Eisenbahntunnels der Welt begonnen. Wir haben alle Daten und Fakten rund um das Mega-Bauwerk.
Die Eröffnungsfeier
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360°-Video vom Gotthard-Tunnel
Durchschlag im Gotthard-Tunnel
Bauarbeiten im Gotthard-Tunnel

Heute, Mittwoch 1. Juni wird der Gotthard-Basistunnel feierlich eröffnet. Vor dem Staatsakt, zu dem auch Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) erwartet wird, stand eine Segnungszeremonie auf dem Programm.

Im Berg kamen ein Pater, eine Pfarrerin, ein Imam, ein Rabbiner und Vertreter der Konfessionslosen zusammen. Die Zeremonie fand aus Sicherheitsgründen nicht im Gotthard-Tunnel selbst, sondern in einem sogenannten Mustertunnel etwas entfernt davon statt.

Daten und Fakten zum Jahrhundertbau

  • Die offiziellen Arbeiten begannen im November 1999 mit dem Tunnelanstich
  • 17 Jahre dauerte es vom Baubeginn bis zur heutigen Eröffnung – damit wurde der Tunnel ein Jahr früher als geplant in Betrieb genommen
  • Mit einer Länge von 57 Kilometern ist der Gotthard-Tunnel der längste Eisenbahntunnel der Welt
  • 151,8 unterirdische Kilometer umfasst das gesamte Bauwerk: Alle 330 Meter gibt es 40 bis 70 Meter lange Quertunnel aus Sicherheitsgründen
  • Vier gigantische Bohrmaschinen, jeweils bis zu 2700 Tonnen schwer und so lang wie vier Fußballfelder hintereinander, erledigten einen Großteil der Arbeit
  • Insgesamt schufteten 2.400 Arbeiterinnen und Arbeiter bei Temperaturen von bis zu 50 Grad im Berg
  • Neun Menschen verloren bei den Bauarbeiten ihr Leben
  • 28,2 Millionen Tonnen Material wurden aus dem Berg gebrochen
  • Ein großer Teil des Gesteinsausbruchs kam in Form von Beton wieder in den Berg hinein
  • Im Oktober 2010 erfolgte der Hauptdurchschlag
  • Über den zwei Tunnelröhren liegen Felsmasse von bis zu 2300 Metern – damit ist der gotthard-Basistunnel auch der tiefste Tunnel der Welt
  • Elf Milliarden Euro (12 Milliarden Franken) hat das Bauwerk gekostet
  • 20 Minuten braucht ein Zug, um durch den neuen Gotthard-Tunnel zu fahren – Ein Schnellzug im alten Tunnel fuhr hingegen eine Stunde und 15 Minuten

So funktioniert eine Tunnelbohrmaschine

Das ermöglicht der neue Tunnel

Im Vergleich zum alten Gotthard-Tunnel ist die neue Alpen-Verbindung schneller und mit mehr Zügen befahrbar. Sie soll die Verlagerung großer Teile des Güterverkehrs auf die Schiene ermöglichen. Als Herzstück der “Neuen Eisenbahn-Alpentransversale” soll der neue Tunnel wesentlich dazu beitragen, Industriezentren und Ballungsräume nördlich und südlich der Alpen effektiver miteinander zu verbinden.

Mobilitätslandesrat Johannes Rauch sieht Schweiz als Vorbild

©Johannes Rauch (Foto: Oliver Lerch)

“Die heute erfolgte Inbetriebnahme und Übergabe des Gotthardbasistunnels stellt für unsere Schweizer Nachbarn einen Meilenstein ihrer seit Jahrzehnten konsequenten Ausbaupolitik in der Schieneninfrastruktur dar”, freut sich Johannes Rauch und betont: “Die Eröffnung des Gotthardbasistunnels sollte für uns Anlass sein, uns am Mut und der Weitsicht der Schweiz ein Beispiel zu nehmen und auch in Österreich einen neuen Anlauf zu nehmen, über die künftigen Schwerpunkte im Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und deren Finanzierung neue, innovative Schritte zu setzen. In dieser Frage stimme ich dem ehemaligen steirischen Landesrat, dem jetzigen Verkehrsminister Jörg Leichtfried zu. Er weiß wovon er spricht.”

Auch Österreich habe in der Bahninfrastruktur und in der Finanzierung des öffentlichen Verkehrs große Herausforderungen zu bewältigen. “Ich denke da beispielsweise an den Ausbau der Arlbergstrecke zwischen Bludenz und Landeck, der aus Kostengründen weit nach hinten geschoben worden ist”, sagt Rauch.

Erste Passagiere per Los gezogen

Zu den ersten Passagieren der Eröffnungszüge gehören 1.000 per Los ermittelte Schweizer. Damit danken Regierung und die Schweizerischen Bundesbahnen der Bevölkerung symbolisch dafür, dass sie das umgerechnet elf Milliarden Euro teure Bauwerk mit ihrer Zustimmung bei einem Volksentscheid sowie als Steuerzahler möglich gemacht hat.

Der reguläre Zugverkehr wird dann nach etlichen Testfahrten am 11. Dezember 2016 starten.

Spektakuläre Eröffnungsfeier für den Gotthard-Tunnel

3.000 Personen stehen im Einsatz, damit der Anlass glatt über die Bühne geht, 300 in- sowie ausländische Medienvertreter werden über ihn berichten. Für die Sicherheit der Gäste sorgen neben der Polizei bis zu 2.000 Armeeangehörige. Rund acht Millionen Franken (7,24 Mio. Euro) sollen die Eröffnungsfeierlichkeiten kosten. Über dem “Großraum Gotthard” gilt eine Verkehrssperre für die Zivilluftfahrt und die Luftwaffe.

Danach fahren die ersten zwei Züge mit Passagieren durch den 57 Kilometer langen Tunnel. Je ein Zug wird von Norden und von Süden her den Tunnel einweihen. An Bord werden jene 1.000 Personen sein, die in der Verlosung Anfang Jahr ein Ticket ergattert haben.

In 57 Sekunden durch den 57 Kilometer langen Tunnel

Hochrangige Gäste erwartet

Wie wichtig die neue Verbindung durch die Alpen für die Nachbarländer ist, zeigt die Gästeliste für die Eröffnungsfeier. Sowohl die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel als auch der französische Präsident Francois Hollande, Italiens Premier Matteo Renzi und Kern werden der Eröffnung beiwohnen.

Im Namen der EU wird Verkehrskommissarin Violeta Bulc anreisen. Auch zahlreiche Infrastrukturminister sind vertreten. “Der Gotthard-Tunnel bringt uns die Chance, einen Teil des Lkw-Transits von der Brenner-Route auf die Bahn zu verlagern. Das heißt weniger Lärm und auch weniger Schadstoffe für die Tirolerinnen und Tiroler”, betonte Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ).

Theaterstück insziniert Mythos Gotthard

Den hochrangigen Politikern wird – neben dem offiziellen Teil – auch Kulturelles und Kulinarisches geboten: Mit 600 Darstellern hat der Theaterregisseur Volker Hesse ein Spektakel zum Mythos Gotthard und dem hochmodernen neuen Tunnel inszeniert. Auch Musiker, darunter Alphornbläser, das Armeespiel und lokale Chöre, haben ihre Auftritte.

Der Durchbruch im Jahr 2010

(APA, red)

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