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KV-Verhandlungen im Handel: Gewerkschaft fordert weiter sechste Urlaubswoche für alle

Im Handel starten die KV-Verhandlungen.
Im Handel starten die KV-Verhandlungen. ©APA (Themenbild)
Ab nächster Woche beginnt im Handel wieder das Feilschen um mehr Geld für die über 500.000 Beschäftigten der Branche. Die Gewerkschaft fordert ein Gehaltsplus "deutlich über der Inflationsrate", zumal die Firmen im ersten Halbjahr sogar reale Umsatzzuwächse erzielten. An der Forderung nach einer sechsten Urlaubswoche für alle halten die Arbeitnehmervertreter trotz zuletzt verhärteter Fronten fest.

Bei den bereits laufenden Metaller-Kollektivvertragsverhandlungen fordern die Gewerkschaften ebenfalls die 6. Urlaubswoche. Wobei diese nicht autonom von den Sozialpartnern festgezurrt werden kann – dazu bedarf es einer Änderung des Urlaubsgesetzes.

Und das ist nicht in Sicht, nachdem Wirtschaftsminister und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) der sechsten Woche bereits eine Absage erteilt hat und daraufhin Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) meinte, angesichts dieser “Blockade” sei sie derzeit leider nicht umsetzbar.

Handelsgewerkschafter fordern sechste Urlaubswoche

Handelsgewerkschafter Manfred Wolf sieht darin kein Hindernis: Man brauche keine Weisungen von außen und fordere das Bekenntnis der Arbeitgeber zur 6. Urlaubswoche, sagte Wolf Mittwochabend bei einem Pressegespräch in Wien. “Die Arbeitgeber sollen die Gesprächsblockade aufheben”, forderte Wolf.

Momentan kommen Beschäftigte nur dann in den Genuss von sechs Wochen Urlaub im Jahr, wenn sie 25 Jahre durchgehend im selben Unternehmen arbeiten. Angesichts der hohen Fluktuation am Arbeitsmarkt ist das heute kaum mehr üblich. Aus Vordienstzeiten sowie Schul- und Studienzeiten werden bisher maximal zwölf Jahre angerechnet. Manche Firmen rechnen aber zumindest intern mehr an: Wer beispielsweise innerhalb des Rewe-Konzerns von Bipa zu Merkur wechselt, bekommt die Zeiten angerechnet. Auch bei Spar gibt es diese Regelung.

Derzeit hat rund jeder zehnte Arbeitnehmer die sechste Urlaubswoche. Laut Zahlen des Sozialministeriums sind es 314.534 von 3,5 Millionen Arbeitnehmern, Beamte herausgerechnet. Das Ministerium geht davon aus, dass weitere 900.000 Beschäftigte eine Woche mehr bekommen könnten.

Anrechnung von Karenzzeiten

Eine Verbesserung will die Gewerkschaft auch bei der Anrechnung von Karenzzeiten erreichen. Während der Karenz fielen Frauen um Gehaltssprünge um, was aus Sicht der Gewerkschaft einer der Hauptgründe für die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen ist. Derzeit werden nur für das erste Kind zehn Monate angerechnet. Hier wollen die Arbeitnehmer die volle Anrechnung bei Gehaltsvorrückungen, Jubiläumsgeldern, der Urlaubsanrechnung sowie Kündigungsfristen – unabhängig davon, wie lange jemand in Karenz war.

“Mindestlohn 1.700 Euro anheben”

Was das geforderte Gehaltsplus betrifft, gaben die Gewerkschafter noch keine Prozentzahl bekannt. Im Raum steht eine Anhebung des kollektivvertraglichen Mindestlohns auf 1.700 Euro brutto im Monat – wie bereits von GPA-Chef Wolfgang Katzian und ÖGB-Präsident Erich Foglar gefordert. Derzeit macht der Mindestlohn 1.500 Euro aus.

Über die dem Lohnanstieg zugrunde liegende Inflationsrate habe man sich noch nicht geeinigt. Üblicherweise wird für die Bewertung des Gehaltsabschlusses die Inflationsrate von Oktober bis September herangezogen. “So ein Kasperltheater wie bei den Metallern wird es bei uns nicht geben”, sagte GPA-Chefverhandler Franz Georg Brantner. Bei den Metallern hat sich der größte Fachverband FMMI noch immer nicht auf die Inflationsrate geeinigt, die für den Abschluss herangezogen werden soll. Heute Nachmittag startet aber die zweite Verhandlungsrunde.

Verhandlungsklima im Handel üblicherweise gut

Im Handel ist jedenfalls mit weniger Zankerei zu rechnen. Das inzwischen “partnerschaftliche und menschliche Klima” mit den Arbeitgebern stimmen Brantner und Wolf zuversichtlich, wie sie sagten. Seit bald zwei Jahren entrümpeln Gewerkschaft und Wirtschaftskammer den komplizierten Handelskollektivvertrag.

Der neue KV soll mit Jänner 2017 auf Schiene sein – ursprünglich hätte er schon 2015 stehen sollen. Laut Wolf ist die Reform aber “keine kosmetische Änderung, sondern ein großer Wurf”. Es handle sich um die größte Systemumstellung, die es auf KV-Ebene je gegeben habe, so Wolf. Auch Handelsobmann Peter Buchmüller hatte bereits eingeräumt, dass er das Ausmaß im Vorfeld unterschätzt habe.

Der Handels-Kollektivvertrag wird für mehr als eine halbe Million Beschäftigte abgeschlossen und gilt ab Jänner 2016. Konkret gilt er für 286.000 Beschäftigte im Einzelhandel, 178.000 im Großhandel und 67.000 Personen im Kfz-Handel. Im Jahr 2013 einigten sich die Sozialpartner auf einen Doppelabschluss für 2014 und 2015, um sich Zeit für die KV-Reform nehmen zu können. Dieses Mal soll es keinen Doppelabschluss geben. (red/APA)

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