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"Wiener Atomkongress" am 13. Juli 2014 wird mit Spannung erwartet

Catherine Ashton wird die Gespräche in Wien moderieren.
Catherine Ashton wird die Gespräche in Wien moderieren. ©AP
Nachdem Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) Wien als Verhandlungsort der Atomgespräche mit dem Iran erfolgreich etablieren konnte, kommen am Sonntag die Top-Diplomaten der Weltmächte zu einem "Wiener Atomkongress" zusammen.
John Kerry kommt nach Wien
EU-Außenminister eingeladen
Zähes Ringen bei Atomgesprächen
Iran bleibt unnachgiebig

Ab Samstag könnte es im seit elf Jahre andauernden Streit rund um die iranische Urananreicherung zu einem ersten Showdown kommen. Die Außenminister John Kerry (USA), Laurent Fabius (Frankreich), William Hague (Großbritannien) und Frank-Walter Steinmeier (Deutschland) reisen nach Wien, um mit ihrem iranischen Amtskollegen Javad Zarif eine Lösung im Konflikt zu avisieren.

Ranghohe Diplomaten kommen zu Gesprächen

China und Russland werden auf Ebene der Vizeaußenminister oder ranghohen Diplomaten an den Verhandlungen der 5+1-Gruppe (fünf UNO-Vetomächte plus Deutschland) mit dem Iran teilnehmen. Russlands Außenminister Sergej Lawrow weilt mit seinem Chef, dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, in Südamerika und könnte bei Bedarf im Laufe der nächsten Woche ebenso wie sein chinesischer Kollege Wang Yi nachfliegen. Zunächst wird am Samstagnachmittag Kerry in Wien erwartet.

Vergleiche mit dem Wiener Kongress

Vergleiche mit dem Wiener Kongress 1814/15 vor exakt 200 Jahren, im Rahmen dessen sich die Weltpolitik ebenfalls in der österreichischen Hauptstadt eingefunden hatte, sind gar nicht so abwegig. In beiden Fällen dient(e) Wien als Drehscheibe der internationalen Politik zur Lösung eines wichtigen Konfliktes. Damals war der Anlass die Krise nach der Niederlage von Napoleon Bonaparte, heute der Atomstreit mit dem Iran. Im Gegensatz zum Wiener Kongress wird bei den Atomgesprächen aber nicht “getanzt”, sondern am Sonntagabend das WM-Finalspiel zwischen Deutschland und Argentinien verfolgt – das erklärte zumindest Steinmeier schon im Vorfeld. Der Ausdruck “Der Kongress tanzt, kommt aber nicht vorwärts” nahm 1814/15 Bezug auf die von Diplomaten als schleppend empfundenen Verhandlungen bei gleichzeitig übertriebenem Pomp bei den Veranstaltungen.

Es herrscht höchste Alarmstufe

Moderiert wird der hochkarätige Reigen erneut von der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton im noblen Wiener Innenstadtpalais Coburg. Auch der Aufwand des Kongresses ist dem seines großen Vorgängers ähnlich. Hunderte Journalisten sind bereits in Wien und in puncto Sicherheit herrscht höchste Alarmstufe für die Spitzendiplomaten. Zahlreiche Mitarbeiter sollen den reibungslosen Ablauf der Veranstaltung garantieren. Die Liste der Besonderheiten ist lang: Bedenken muss man etwa, dass der Fastenmonat Ramadan es den Persern verbietet während des Tages zu essen. Außerdem wurden sämtliche Innenstadthotels für die großen Delegationen der prominenten Gäste gebucht, um das Kommen und Gehen der Teilnehmer zu erleichtern. Viele der Gäste etwa haben das in nächster Nähe zum Coburg gelegene Hotel Marriott gebucht, das nur eine Gehminute entfernt ist.

Lösung im Atomstreit mit dem Iran?

Und worum geht es beim “Wiener Atomkongress”? Am Sonntag ist ein Mittagessen geplant, bei dem alle Verhandlungspartner teilnehmen sollen, um ein Brainstorming und einen Status quo zu eruieren. Danach sollen die Top-Diplomaten als Mediatoren Mittel und Wege finden, wie die Chancen für einen Verhandlungserfolg stehen. Michael Mann, Ashtons Sprecher, sprach in diesem Zusammenhang im Gespräch mit der APA von Inventur. Die Rechnung ist einfach: Der Iran muss dem Westen transparente Garantien dafür abgeben, dass sein Nuklearprogramm ausschließlich friedlich ist. Im Gegenzug will der Westen die schmerzhaften Wirtschaftssanktionen gegen Teheran stufenweise suspendieren. Knackpunkte sind derzeit vor allem das iranische Raketen- und Waffenprogramm und die Zahl der Zentrifugen. Wenn alles gut läuft, so Verhandlungskreise, könnten die Minister in einer Woche abermals nach Wien kommen, um einen endgültigen Deal zu unterzeichnen. Von diesem “Idealszenario” sei man derzeit aber noch “weit entfernt”. (APA)

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