Ernst Gossners Film “Der stille Berg”, der am Freitag in die österreichischen Kinos kommt, ist so ein misslungenes Unterfangen. Gossner, 1967 geborener Tiroler, der am American Film Institute in Los Angeles studierte, hat sich für seinen ersten Spielfilm nach seinem Debüt mit “South of Pico” (2007) die herrliche Bergwelt der Südtiroler Dolomiten als Schauplatz ausgesucht. Hier entbrannte unmittelbar nach dem Kriegseintritt Italiens auf der Seite der Entente im Mai 1915 ein hochalpiner Stellungskrieg, in dem erbittert nicht nur der Feind bekämpft, sondern auch den Naturgewalten getrotzt wurde.
Der stille Berg: Die Geschichte
Clemens Aufderklamm hat in seinem Drehbuch die militärischen Hintergründe bis hin zur spektakulären Sprengung eines Berggipfels mit einer tragischen Familiengeschichte verbunden. Mitten in die Hochzeit einer Südtiroler Hotelierstochter mit einem jungen Italiener platzt die Nachricht von der italienischen Kriegserklärung. Aus Verwandten und Freunden werden mit einem Schlag Feinde, die schon anderntags eingezogen und an eine Front abkommandiert werden, die quasi in Sichtweite der Heimat errichtet wird.
Bei der Hochzeit lernt Anderl (William Moseley) die junge Italienerin Francesca (Eugenia Costantini) kennen und lieben. Sie will nicht zurück in ihre italienische Klosterschule und versteckt sich mit Anderls Hilfe im Hotel. Als Angehörige des Feinds ist dies jedoch ein gefährliches Unterfangen, das der Lehrer Weinberger (Fritz Karl), ein skrupelloser Frauenheld, ungeniert auszunützen versteht. Mit einer roten Signalrakete kann Francesca jedoch in Bedrängnis ihrem Geliebten hoch oben in den felsigen Laufgräben Bescheid geben. Dieser kann rechtzeitig ins Tal eilen und ist daher nicht bei seinen Kameraden, als der Berg in die Luft fliegt.
Der stille Berg: Die Kritik
Dass die österreichischen und die deutschen Truppen von einem Überläufer eigentlich vor der Arbeit der italienischen Mineure gewarnt sind, sich aber zum ebenso heroischen wie sinnlosen Ausharren auf ihrem Posten entschließen, ist nur eine von vielen Facetten des Drehbuchs, in dem Klischees von Liebe und Heldentum ungeniert aneinandergereiht werden. Als Kitsch gilt der Umgang mit nicht authentischen, sondern künstlichen, reproduzierten Gefühlen. “Der stille Berg” wird gleich mit einem Trommelfeuer aus Kitsch-Kanonen belegt.
Dramaturgisch wie filmästhetisch wirkt “Der stille Berg” wie ein Fundstück aus den 50er oder 60er Jahren. Alles, was einen an Heimat- und Kriegsfilme jener Zeit erinnert, ist in diesem Melodram vereint – ohne, dass der Funken eines ironischen, gebrochenen oder reflektierten Umgangs mit den Sujets erkennbar wäre. Weder kommt man so dem Leid der Menschen so auf die Spur, noch werden sie oder ihre Zeit plastisch erfahrbar. Und ja, Claudia Cardinale spielt tatsächlich mit. Sie hat bei der Hochzeit einen Kurzauftritt, dessen Eindruck sich ebenso rasch verflüchtigt wie der jener des gesamten Films.
(APA)
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