Schon mittlere Gehälter von Steuern und Abgaben zur Hälfte aufgezehrt

Die verzerrte Wahrnehmung entsteht, weil die Lohnnebenkosten der Arbeitgeber am Gehaltszettel nicht aufscheinen und in der öffentlichen Diskussion in der Regel unter den Tisch fallen. Gerade diese diskret versteckten Nebenkosten sind aber bei Einkommen bis 5.000 Euro mit rund 30 Prozent des Bruttolohns besonders hoch. Danach sinken die Arbeitgeber-Zusatzkosten prozentuell, bei 36.000 Euro Monatsgehalt/500.000 Jahresgage – ab diesem Betrag soll künftig eine zusätzliche Besteuerung greifen – liegen sie “nur” mehr bei 12 Prozent.
Sozialversicherung steigt nicht mehr
Zweiter Effekt, der die Belastung von hohen Einkommen dämpft, ist die Deckelung der Sozialversicherungsabgaben. Bis 4.530 Euro monatlich (63.420 Euro/Jahr) kostet die Sozialversicherung knapp 18 Prozent des Bruttoeinkommens, danach steigt sie aber nicht mehr. Bei einem Jahreseinkommen von 500.000 Euro macht der Sozialversicherungsabzug (konstant 11.370 Euro/Jahr) daher nur mehr 2,2 Prozent aus.
“Normale Durchschnittsgehälter betroffen”
Martin Grill, Geschäftsführer der Wirtschaftsprüfer- und Steuerberaterfirma ECOVIS Austria, nennt die Abgabenbelastung “irrwitzig”, vor allem im internationalen Vergleich. Schon bei niedrigen Einkommen wird jeder zusätzliche Euro Gehalt zur Hälfte von Steuern und Abgaben aufgefressen. “In der Politik wird immer auf Höchstgehälter Bezug genommen, aber schon normale Durchschnittsgehälter sind betroffen”, kritisiert Grill.
Von 100 Euro bleiben 47,2 Euro übrig
Auch steigt die Belastung mit Steuern und Abgaben bis hinauf zu Spitzeneinkommen nicht mehr. Bei 36.000 Euro monatlich (500.000 Euro im Jahr) muss die Firma sogar prozentuell etwas weniger Abgaben veranschlagen. Denn prozentuell die höchste Abgabenquote gibt es bei einem Monatsbruttoeinkommen von 5.000 Euro: von 100 Euro, die der Arbeitgeber ausgibt, bleiben dem Arbeitnehmer in dieser Einkommensklasse netto nur 47,2 Euro. Bei einem Einkommen von jährlich 500.000 Euro bleiben netto 48,85 Prozent, also um 1,65 Prozentpunkte mehr, übrig.
“Flat-Tax” aus Arbeitgebersicht
Aus Sicht des Arbeitgebers gibt es also für Löhne ab 3.000 Euro monatlich (42.000 Euro im Jahr) keine Degression mehr – gleichsam eine “Flat-Tax” (inklusive Sozialversicherung). Und auch niedrigere Einkommen sind nur geringfügig weniger belastet: Bei einem Einkommen von gut 2.000 Euro brutto – das entspricht dem österreichischen Durchschnitt – bleiben netto auch nur 55 Prozent der Lohnkosten im Börsel. Selbst bei einem an sich lohnsteuerfreien Einkommen von 1.000 Euro brutto im Monat sieht der Arbeitnehmer nur 62 Prozent der Ausgaben des Arbeitgebers am Konto: Von den jährlich 14.000 Euro gehen 2.500 Euro an die Sozialversicherung, 4.470 Euro muss der Arbeitgeber für Nebenkosten drauflegen.
(APA)
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