Batman, Spiderman und der Zeitgeist: "Superhelden" unter der Lupe

So lautet das Fazit Morrisons im Epilog zu seinem Buch “Superhelden”, einem ebenso unterhaltsamen wie informativen Standardwerk über das Genre. Der Schotte erzählt die Geschichte von Superman, Spiderman und Co. und stellt diese in den historischen Kontext.
Der erste Transvestit unter den Superhelden
Morrison selbst hat mit “Batman: Arkham Asylum” die bis dato meist verkaufte Graphic Novel geschaffen und schrieb für “X-Men” bis “Justice League”. “Superhelden” strotzt daher vor Insiderwissen und Fakten, ist aber alles andere als eine wissenschaftliche Aufarbeitung des Themas nur für Fans. Der Autor beleuchtet das Genre ebenso fachkundig und liebevoll wie kritisch und mit Humor. Man erfährt etwa, wer der erste Transvestit unter den Superhelden war, dass der geistige Vater von “Wonder Woman” auch den noch immer in Amerika in Gebrauch befindlichen Lügendetektor erfunden hat und in freier Liebe mit Ehefrau und gemeinsamer Freundin lebte, oder warum Superman seine Unter- über der Strumpfhose trägt.
“Superman hat als Sozialist begonnen”
Morrison veranschaulicht die Entwicklung von Figuren wie Batman und Spiderman, geprägt von Mode, Zeitgeist und Weltgeschichte (Vietnam, Terror usw.), schildert die Rivalität der dominierenden Verlage DC und Marvel und beschreibt die Stärken (und kleinen Schwächen) von großen Comic-Künstlern wie Jack Kirby, Stan Lee, Frank Miller und Alan Moore. Seine Reise durch den Kosmos der Superhelden beginnt, als Jerry Siegel und Joseph Schuster 1938 in einer Zeit der weltweiten Depression Superman schufen. “Superman hat als Sozialist begonnen, Batman war jedoch der ultimative kapitalistische Held, was dabei helfen mag, seine derzeitige Popularität und Supermans relativen Absturz in die Bedeutungslosigkeit zu erklären”, schreibt Morrison.
Batman und Robin fördern Homosexualität
Der Feldzug des Psychiaters Frederic Wertham gegen Comics beendete den ersten Boom. Superman würde die Autorität der Eltern untergraben, weil diese eben keine Superkräfte haben, wetterte der “Experte”. Batman und Robin würden Homosexualität fördern. Die Verlage schritten zur Selbstzensur und führten den “Comics Code” ein. Man hielt sich penibel an die Vorgaben und stellte “gleichzeitig die Beziehungen der Nachkriegszeit als Brutstätten der Abnormalität dar, in denen Frauen zänkische Weiber und Männer ewige, verantwortungsscheue Jungs waren”, so Morrison. Verboten war die Darstellung von Drogenkonsum. Die Kreativen umgingen diese Hausregel, indem sie etwa “rotes Kryptonit” erfanden: Sobald Superman in dessen Nähe kam, war er auf einem Trip, in den LSD-Erfahrungen des einen oder anderen Zeichners/Texters einflossen.
Der nächste Superheld: Automan?
“Superhelden” trägt den schlampig übersetzten (und etwas irreführenden) Untertitel “Was wir Menschen von Superman, Batman, Wonder Woman und Co. lernen können”, ist aber sonst gut ins Deutsche übertragen. Morrison beschreibt auch ausführlich seinen eigenen Werdegang und seine Ansichten – etwa über Postings in Internetforen: “Zu viele Geschäftsleute, die es hätten besser wissen sollen, begannen die Tiraden schlecht informierter, kaum lese- und schreibkundiger Unzufriedener, die sich an der grausamen Welt rächen wollten, ernstzunehmen.” Viele Seiten widmen sich Comic-Verfilmungen, ein ganzes Kapitel dreht sich allein um Batman auf der Leinwand. Zur Zukunft der Superhelden meint Morrison: “Unsere Technologien erlauben uns bereits, Autos mit unseren Gedanken fernzusteuern. Was hält also jemanden davon ab, Automan, der menschliche Pkw zu werden?” (APA)
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