Hochstapler in Wien kassierte über 10 Mio. Euro: Betrugsprozess

Der 53-jährige residierte mit seiner Ehefrau und seinem Sohn in einem noblen Appartement am Parkring. “Er trug nur die feinsten Anzüge und ging mit seiner Frau am Kohlmarkt auf und ab. Sie fuhren Autos, die sich ein normaler Mensch kaum leisten kann”, verwies der Ankläger auf den Fuhrpark des 53-Jährigen, der mehrere Bentleys und einen Rolls Royce umfasste.
Der Sohn bekam zum 18. Geburtstag einen Porsche Cayenne Turbo geschenkt. Dieses Leben passte nicht zum geschäftlichen Erfolg des Mannes, der ein Büro im Hotel Hilton unterhielt. “Seine Projekte waren Luftschlösser”, so Staatsanwalt Stephan Schmidmayr, “er hat seinen Opfern das Blaue vom Himmel versprochen. Es gibt nämlich kein einziges Geschäft, das der Angeklagte zustande gebracht hätte.”
Millionenschwerer Betrug in Wien
In dem Prozess, in dem es um gewerbsmäßigen schweren Betrug und Urkundenfälschung geht, ist eine Schadenssumme von 10,2 Mio. Euro inkriminiert. Neben Viktor S. müssen sich auch seine 42-jährige Ehefrau und sein 29-jähriger Neffe als Mitangeklagte verantworten, weil sie im Wissen um die betrügerischen Machenschaften sich an diesen beteiligt haben sollen, indem sie Dolmetscher-Dienste leisteten, ihre Konten für die finanzielle Abwicklung zur Verfügung stellten und Darlehensverträge unterschrieben.
Sämtliche Angeklagte bekannten sich “nicht schuldig”. Im Fall von Schuldsprüchen drohen bis zu zehn Jahre Haft.
Angeklagter lockte mit Gazprom-Deals
AS & KI HandelsgesmbH und Gazoil Impex hießen die Firmen, die Viktor S. zunächst vom Hotel Hilton aus und später an seiner Privatadresse führte. Er bot Unternehmern und privaten Investoren seine vorgeblich erstklassigen Kontakte zu Politikern und Geschäftsleuten in der Ukraine an, wobei er erfolgsversprechende Deals in der Energie-Branche anpries. Er könne Lieferverträge mit dem russischen Gazprom-Konzern vermitteln, gab der 53-Jährige etwa vor.
Von Gas-Geschäften mit Rumänien, Ungarn und Moldawien war ebenfalls die Rede, wobei Viktor S. seine Besprechungen mit den angehenden Investoren gern im Hotel Sacher oder an vergleichbaren Adressen anberaumte. Seine Schilderungen hinterließen Eindruck: Ein Geschäftsmann drückte ihm im Grand Hotel Wien 450.000 Euro in bar in die Hand, weil er glaubte, sich demnächst mit Strom aus der Ukraine eine “goldene Nase” verdienen zu können.
Vergleichsweise gering fiel der Verlust für den ehemaligen Fußballer Arminas Narbekowas aus, den Viktor S. laut Anklage dazu brachte, 100.000 Euro in ein angebliches Wodka-Geschäft zu investieren. Der frühere litauische Nationalspieler, der jahrelang in Österreich gekickt hatte und mit Austria Wien drei Mal Meister wurde, sollte wenig später 200.000 Euro “nachschießen”: Viktor S. behauptete, er müsse die Wodka-Reserven eines Konkurrenten aufkaufen, um diesen auszuschalten. Narbekowas zahlte allerdings nicht mehr.
Viktor S.: “Habe nicht gelogen!”
“Ich habe keinen belogen. Ich habe immer die Wahrheit gesagt”, so der mutmaßliche Hochstapler. In Geschäfte könne man “nicht ohne Risiko gehen”, bedauerte er, dass die Investments seiner Partner nicht bezahlt gemacht hätten.
Sein Verteidiger machte geltend, “erfahrene, gestandene Geschäftsmänner” hätten diese Investments geprüft. Die Experten seien zum Schluss gekommen, dass diese “von allererster Güte” waren. Der Angeklagte betonte, er habe das Risiko jeweils für überschaubar gehalten: “Aber das Business hängt nicht von meinen Wünschen ab. Es kommt, wie es kommt.”
(APA)
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