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Beweise im Kampusch-Keller verschwunden

Causa Kampusch: Viele Ungereimtheiten.
Causa Kampusch: Viele Ungereimtheiten. ©EPA
Das FBI und die deutsche Kriminalpolizei haben sich erneut die Kampusch-Akten vorgenommen. Fazit: Gleich acht Ungereimtheiten fielen den Top-Ermittlern auf.

Seit 2012 sind internationale Ermittler auf den Fall Kampusch angesetzt. Der Grund dafür ist einfach: Schon zu Beginn der Causa gab es viele Ungereimtheiten und Widersprüche – von ganz offensichtlichen Ermittlungspannen ganz zu schweigen. Ziel ist es nun, ein Urteil über die gesamte Ermittlungsarbeit zu fällen. Auch, um mögliche Versäumnisse und ungeklärte Aspekte ans Licht zu bringen. Bereits 2012 wurde ein Endbericht des ausländischen Ermittlerteams erwartet. Doch der lässt weiter auf sich warten. “Unser ambitioniertes Zeitziel war nicht zu halten”, sagt ein Sprecher des Innenministeriums gegenüber der “Presse”. Der Abschluss der Prüfungen könne sich bis in den März ziehen.

Rätsel um Ernst H.

Acht Punkte mit Ansätzen, die zu überprüfen seien, hätten die Ermittler nach Auskunft von “20min.ch” aufgelistet. Davon drangen bereits drei Erkenntnisse zu den Medien durch. Ungereimtheit eins: Das Verlies, in welchem Kampusch seit dem 2. März 1998 eingesperrt war. Unter den 270.000 Seiten, die dem FBI vorliegen, befinden sich zwei Fotos und ein Video. Geschossen wurden die Bilder am Tag der Flucht Natascha Kampuschs – das Video wurde am darauffolgenden Tag angefertigt. Auf den Fotos ist neben einem Kasten ein Plastiksack zu sehen, der im Video nicht mehr auftaucht. Im Klartext: Es wurden Beweismittel manipuliert. Der Verdacht fällt dabei auf Ernst H., den Freund Wolfgang Priklopils. Der Mann war nach dem Selbstmord Priklopils unter einem Vorwand in das Haus gegangen. Die Meinung, dass H. etwas vom Tatort entfernt hatte, vertrat auch der frühere Chefermittler Franz Kröll. Brisant: Kurz nachdem er ankündigte, vor der Aufklärung des Falles zu stehen, beging Kröll Selbstmord.

Mehrere Ungereimtheiten

Auch der Einzeltäter-Theorie wollen die Ermittler nochmals nachgehen. Allerdings treffen sie dabei auf Widerstände. So haben sie nach wie vor nicht alle Akten erhalten. Was durchgesickert ist: Es soll ein Gutachten geben, wonach im Auto von Ernst H. die DNA eines Unbekannten gefunden wurde. “Am übermittelten Spurenmaterial aus einem KKW KIA, W-15492 wurden DNA-Spuren eines bislang unbekannten Mannes nachgewiesen”, steht im Bericht. Was zu der Frage führt, ob H. und Priklopil am Tag der Flucht gar nicht alleine im Auto saßen. Von H. war dies behauptet worden.

Zudem sollen die Aussagen der einzigen Augenzeugin, der damals zwölfjährigen Ischtar A., überprüft werden. A. blieb auch Jahre später bei ihrer Version, zwei Männer im Entführungsfahrzeug gesehen zu haben. Der Dritte Punkt letztlich ist die Verbindung zwischen Ernst H. und einem Mann, dessen Handy-Nummer er gespeichert hat. Beide leugnen ab, einander zu kennen. Pikant: Ein Foto zeigt den “Unbekannten” mit einem hohen Wiener Polizeibeamten – der an den Kampusch-“Ermittlungen” beteiligt war.

(VOL.AT)

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