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Höhlenmaler waren genauer als moderne Künstler

Selbst der große Leonardo da Vinci malte nicht so exakt.
Selbst der große Leonardo da Vinci malte nicht so exakt. ©EPA
Menschen der Altsteinzeit zeichneten die Bewegung laufender Vierbeiner häufig genauer als moderne Künstler. Das berichten ungarische Forscher im Fachjournal "PLoS One".

Das Team um Gabor Horvath von der Eötvös Universität in Budapest analysierte 1.000 prähistorische und moderne Abbildungen laufender Vierbeiner – darunter Pferde, Elefanten und Stiere. Die Höhlenmalereien früher Menschen hatten demnach im Schnitt die geringsten Fehlerraten bei der Stellung der Gliedmaßen der Tiere.

 Die Bewegung der meisten Vierbeiner folgt einem bestimmten Ablauf: Zuerst wird das Bein links hinten aufgesetzt, dann links vorn, rechts hinten und zuletzt rechts vorn. Dieser Ablauf wird im Rhythmus je nach Tierart und Gang leicht variiert, berichtet Horvath. Erst 1887 wurde die Bewegung der Tiere exemplarisch analysiert, nach den schnell aufeinanderfolgenden Serien-Aufnahmen des britischen Fotopioniers Eadweard Muybridge.

Forscher prüften Bilder nach Bewegungsmuster

Horvath und seine Mitarbeiter untersuchten nun anhand von Bildern von Gemälden und Statuen, ob die Darstellung der Tiere in der Kunst wirklich ihrem wahren Bewegungsmuster entspricht. Dazu erstellte er ein Raster aller Kombinationen möglicher Bewegungsstadien der Vorder- und Hinterbeine einschließlich solcher, die in der Natur nicht vorkommen, da der Gang des Tieres dann instabil wäre.

Anschließend prüfte der Wissenschafter, ob die scheinbare Bewegung der Abbildungen zu einem der Muster passte. Dieser Vergleich zeigte, dass in der Zeit vor Muybridge 83,5 Prozent der Darstellungen eine falsche Bewegung zeigten. Dieser Wert ist demnach sogar größer als es bei reinem Zufall zu erwarten gewesen wäre (73,3 Prozent).

Prähistorische Künster erstaunlich genau

Selbst Pferdezeichnungen von Leonardo da Vinci zeigten Pferde in einem Stadium der Bewegung, das in Wirklichkeit nicht vorkomme, heißt es. Die moderneren Künstler in der Zeit nach Muybridge scheinen aus der wissenschaftlichen Analyse gelernt zu haben: Bei ihnen sinkt die Fehlerrate der Studie zufolge auf durchschnittlich 57,9 Prozent.

Erstaunlicherweise werde diese Genauigkeit von prähistorischen Künstlern noch weit übertroffen, berichtet Horvath. Die Höhlenmalereien von Menschen aus dem Jungpaläolithikum, der letzten Phase der Altsteinzeit, hatten eine Fehlerrate von nur 46,2 Prozent. Dies zeige, dass die Menschen der Steinzeit erstaunlich gute Beobachter waren, schrieben die Wissenschafter.

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