“Das war ein terroristischer Anschlag”, sagte ein Sprecher des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu. Die meisten Opfer hätten aber nur leichte Verletzungen durch die Bombe erlitten, die in dem Bus explodiert sei.
Das Attentat, das erste in Tel Aviv seit sechs Jahren, erschwert die ohnehin schon komplizierten Verhandlungen über eine Waffenruhe zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen. Nach ihren Gesprächen mit Netanyahu wollte US-Außenministerin Hillary Clinton am Nachmittag nach Kairo fliegen und sich dort gemeinsam mit Präsident Mohammed Mursi weiter um eine Lösung bemühen. Ägypten gilt als wichtigster Unterhändler in dem Konflikt. Über Nacht beschoss Israel mehr als 100 Ziele im Gazastreifen, während radikale Islamisten von dort aus 31 Raketen auf Israel abfeuerten.
Drei Opfer erlitten schwere Verletzungen
Die Explosion nahe dem Verteidigungsministerium im Herzen Tel Avivs zerstörte die Fensterscheiben des Busses. Drei der Opfer erlitten nach Angaben der Sanitäter schwere Verletzungen. Polizisten durchkämmten die Umgebung auf der Suche nach dem Attentäter, der die Bombe in dem Fahrzeug deponierte, wie der Sprecher Netanyahus erklärte. Medienberichten zufolge wurde ein Mann vorübergehend festgenommen. Der Bus wurde durch die Explosion nicht zerrissen, was auf einen relativ kleinen Sprengsatz hindeutet. “Wir haben keine Hinweise auf einen Selbstmordattentäter”, sagte der Polizei-Chef von Tel Aviv, Yoram Ohayon, einem Fernsehsender.
Im Gazastreifen sorgte der Anschlag am achten Tag der israelischen Offensive für einen Freudenausbruch. In Gaza-Stadt feuerten viele Menschen aus Begeisterung Freudenschüsse in die Luft, nachdem der Rundfunk über das Attentat berichtet hatte. Im größten Krankenhaus, wo viele Verletzte der israelischen Luftangriffe behandelt werden, wurde Kuchen verteilt.
Israelischen Medienberichten zufolge haben sich die Al-Aksa-Brigaden, die einen bewaffneten Arm der Fatah von Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas bilden, zu dem Anschlag auf einen Bus in Tel Aviv bekannt. Die Bombenleger seien entkommen, hieß es am Mittwoch in einer Erklärung nach Berichten des israelischen Internetportals “Ynet”. Außerdem übernahmen die Volkswiderstandskomitees, eine weitere bewaffnete Palästinensergruppe, die Verantwortung für den Anschlag.
Hamas begrüßte Anschlag
Ein Hamas-Sprecher begrüßte den Anschlag, die Organisation bekannte sich jedoch nicht zu der Tat. Das Attentat sei eine natürliche Reaktion auf das Vorgehen Israels im Gazastreifen, sagte der Hamas-Sprecher der Nachrichtenagentur Reuters. “Die Palästinenser-Gruppen werden zu allen Mitteln greifen, um unsere Zivilisten zu schützen, wenn es die Welt angesichts der israelischen Aggression schon nicht macht.”
Israel hatte in der Nacht das leere Haus eines hochrangigen Hamas-Beraters bombardiert. Nach Angaben von Anwohnern war es das erste Mal, dass Israel nicht nur auf die militärische Führung der Organisation, sondern auch auf deren politischen Flügel zielte.
Israels Wirtschaftsmetropole Tel Aviv war zuletzt im April 2006 Ziel eines Bombenanschlags gewesen, als ein palästinensischer Selbstmord-Attentäter elf Menschen an einem Imbiss in der Nähe des alten Busbahnhofs tötete. Die Hamas hatte in der vergangenen Woche mindestens vier Raketen auf die Küstenstadt abgefeuert, sie richteten jedoch keinen Schaden an.
Der Anschlag in Tel Aviv erschwert die Verhandlungen über eine Waffenruhe in dem Konflikt, die gerade in einer entscheidenden Phase stecken. Ägyptische Geheimdienstler wollten am Mittwoch erneut mit Anführern der Hamas und der Gruppe Islamischer Jihad beraten, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters aus Palästinenser-Kreisen.
Grundlage einer möglichen Vereinbarung über ein Ende der Kämpfe sollte nach Informationen des israelischen Rundfunks sein, dass Vertreter Israels, Ägyptens und der USA die Waffenruhe überwachen. Wie es unter Berufung auf die Regierung in Jerusalem hieß, soll die Vereinbarung den Menschen im Süden Israels zumindest ein bis zwei Jahre Sicherheit vor Angriffen garantieren.
Der iranische Parlamentspräsident Ali Larijani bestätigte am Mittwoch zum ersten Mal, dass sein Land der Hamas militärische Hilfe leiste und darauf “stolz” sei. “Die arabischen Länder veranstalten Konferenzen und reden nur, aber sie müssen wissen, dass die Palästinenser dies nicht brauchen. (…) Wir sind daher stolz zu verkünden, dass unsere Hilfe für Hamas finanziell und militärisch ist”, sagte Larijani nach Angaben der Nachrichtenagentur FARS. Die iranische Regierung hat bis jetzt stets behauptet, dass Teheran die Hamas und Palästina nur politisch und nicht militärisch unterstütze.
Die Opferzahl stieg vor allem im Gazastreifen weiter. Die Zahl der Toten in der Enklave am Mittelmeer erhöhte sich auf rund 140. Mehr als 1000 Menschen erlitten seit Beginn der Feindseligkeiten am Mittwoch vergangener Woche Verletzungen. Medikamente in Krankenhäusern gingen zur Neige, die Preise für Lebensmittel stiegen schnell. In Israel starben durch palästinensische Raketen im gleichen Zeitraum fünf Menschen, 80 wurden verletzt.
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