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Illspitzkraftwerk: Lokalaugenschein auf Großbaustelle

Deutliche Bauvortschritte beim Illspitzkraftwerk.
Deutliche Bauvortschritte beim Illspitzkraftwerk. ©VOL.AT/Sascha Schmidt
Vor wenigen Tagen fuhren die ersten Bagger zur Errichtung des Illspitzkraftwerkes an der Rheinmündung in Feldkirch auf. Nach der Fertigstellung soll es einen wesentlichen Beitrag zur Versorgung mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen liefern.
Illspitz: Baustelle wächst
Großprojekt gestartet

Bevor mit dem Bau der ersten Kraftwerksanlagen begonnen werden konnte, waren aufwendige Maßnahmen zur Errichtung der Baustelle notwendig, die inzwischen abgeschlossen wurden.

Aufwendige Vorbereitungen zum Kraftwerksbau

Dazu wurden in einem ersten Schritt Energiekabel und eine Dotationsleitung verlegt, die in der gleichen Trasse wie die Stromversorgung geführt wird. „Diese Leitungen mussten auf einer Länge von über fünf Kilometer vom Unterwerk in Gisingen bis zur Kraftwerksbaustelle verlegt werden“, erklärt Hans-Jörg Mathis von den Stadtwerken Feldkirch und verantwortlicher Projektleiter für das Illspitzkraftwerk. In einem zweiten Schritt wurde dann eine Behelfsbrücke über die Ill errichtet, um Baustellenfahrzeuge und Materialzubringer wie Lastkraftwagen nicht durch das Ortsgebiet von Nofels führen zu müssen und somit Lärm- und Schmutzbelastungen für die Anrainer zu vermindern.

Wehranlagen als Grundstock für Kraftwerk

In der Ill – also direkt in die Flußführung – werden nur die Wehranlagen errichtet. Das Kraftwerk selber wird linksseitig der Ill gebaut. Für die Errichtung der Wehranlagen wurden die Baustellenphasen geteilt. „Zunächst werden zwei Wehrfelder erstellt – das rechte und das mittlere. Dazu wurde linksseitig, wo früher der Damm verlaufen ist, die Fläche aufgeweitet damit dort, wo früher der Damm verlief, die Ill entlang einer Spundwand geführt werden kann“, weiß Mathis. So könne man die beiden Wehrfelder fertigstellen und anschließend die Ill auf die andere Seite umlegen, um dann das linke Wehrfeld errichten zu können. „Das Material, das bei der Errichtung der linken Spundwand angefallen ist, wurde auf die gegenüberliegende Dammseite transportiert und aufgeschüttet als Aufstandsplanung für die notwendigen Tiefbaugeräte“, so Mathis.
Bevor aber das Kraftwerk selber errichtet werden kann, müssen zuerst Spezialtiefbaumaßnahmen, also die Gründung und die notwendigen Dichtwände die für die Errichtung des Kraftwerkes notwendig sind, umgesetzt werden. „Das Kraftwerk wird also von allen Seiten her eingehaust und dann anschließend in der Mitte ausgehoben, damit man das Kraftwerk von unten herauf aufgebaut werden kann“, schildert Mathis den Arbeitsablauf.

Teilabschnitt muss bis Frühjahr 2013 fertig sein

Der Wasserspiegel der Ill ist täglichen Veränderungen ausgesetzt, was sich natürlich auch auf den Kraftwerksbau auswirkt. „Wir müssen schauen, dass wir mit der ersten Maßnahme, der Fertigstellung der beiden Wehrfelder und dem Stahlwasserbau, also auch den Wehrklappen bis zum Frühjahr fertig sind, damit für man für die zu erwartende Sommerwasserperiode gerüstet ist“; weiß Mathis.

Breite ökologische Begleitmaßnahmen

Um Auflagen aus der Umweltverträglichkeitsprüfung zu entsprechen und die Erhaltung des Ökosystems aufrecht zu erhalten, haben sich die Stadtwerke Feldkirch auch etwas einfallen lassen, wenn auch nicht alle Gegebenheiten vor Ort sich verändern oder adaptieren lassen. „Die Grundwassersituation im Bereich Matschells bei Gisingen, die in erster Linie durch die abgesenkte Rheinsohle entstanden ist, konnten wir mit einer Grundwasserdotation in den Griff bekommen“, freut sich Mathis, der auch dafür verantwortlich ist Fischaufstiegshilfen geschaffen wurden. Solche Aufstiegshilfen wurden bei der Planung für den Kraftwerksbau bereits eingeplant, doch ließen sich die Verantwortlichen noch was Besseres hierfür einfallen und zwar die Errichtung der „kleinen Ill“. „Dabei handelt es sich um ein Begleitgerinne, die 1,7 Kilometer rechts der Ill nach oben hin verläuft, die nicht nur als Fischaufstiegshilfe dient sondern auch zusätzlicher Lebensraum“, erklärt Mathis. Der bestehende Mündungsarm, der bereits im Jahr 2002 errichtet wurde und ein lebensnahes Gerinne darstellt habe gezeigt, dass mit einem naturnahen Gerinne auch ein Lebensraum mit wesentlich größerer Artenvielfalt entstehen kann.

HTL-Schüler bauen Brücke über die „kleine Ill“

Die „kleine Ill“ verläuft somit parallel zur eigentlichen Ill und führt durch den Auwald entlang des Dammes. Dieser Bereich wurde zudem so gestaltet, dass er als zusätzlicher und attraktiver Natur- und Lebensraum dient. Weiteres wird hier später, durch Schüler der HTL-Rankweil, eine überdachte Brücke über die „kleine Ill“ entstehen, um den vorhandenen Gehweg, der dann überschwemmt sein wird, zu ersetzen.

Hauptkosten trägt Stadt Feldkirch

Für die Baukosten von rund 30 Millionen Euro muss die Stadt Feldkirch zum größten Teil selber aufkommen bzw. finanzieren. Lediglich zehn Prozent der Baukosten werden aufgrund des Ökostromgesetzes durch Fördermittel finanziert.

Wenn das Kraftwerk im Jahr 2014 fertiggestellt ist und in Betrieb gehen wird, soll es bis zu 28 Millionen Kilowattstunden produzieren. Geht man zum Beispiel von einem Haushalt aus der knapp unter 4.000 Kilowattstunden pro Jahr verbraucht, dann könnte man mit dem Illspitzkraftwerk ca. 7.000 Haushalte mit dem produzierten Strom versorgen. Umgerechnet ist das fast die Hälfte der Haushalte in Feldkirch. Da man aber auch Gewerbebetriebe und die Industrie in die Verbraucherrechnung miteinbeziehen muss, wird Feldkirch in Zukunft mit den drei Kraftwerken rund ein Drittel der benötigten Energie selber erzeugen können.

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