Bludesch zieht die Finanz-Notbremse

„Wir können nicht von der Bevölkerung Verständnis für notwendige Einsparungen erwarten, wenn wir selbst aus dem Vollen schöpfen“, ist Bürgermeister Michael Tinkhauser stolz, dass alle im Vorstand vertretenen Fraktionen an einem Strang ziehen. Bludesch hat als erste Gemeinde im Land mit der ICG-Unternehmensberatung in Graz einen externen Berater für eine nachhaltige Budgetkonsolidierung geholt. Ergebnis: „Es ist fünf vor zwölf“. Aufgrund der guten Infrastruktur, der hohen Lebensqualität und einer straffen Verwaltung gehört Bludesch aber noch lange nicht zu den Gemeinden, denen der „Kuckuck“ droht.
Budgetloch
„Würde man allerdings so weiterwirtschaften, so wäre das Budgetloch bereits im kommenden Jahr bei 800.000 Euro“, macht Nono Breuß von der ICG – Consulting klar. Bei den Gebühren, bei den Beiträgen für die Kinderbetreuung, bei infrastrukturellen Einrichtungen liegen die Bludescher Gemeindevorschreibungen vergleichsweise zu den Nachbargemeinden an der Untergrenze. Mit zwei Kindergärten liegt zudem der Personalaufwand höher. Fazit: man wird künftig die Gebühren entsprechend der Kostenwahrheit anheben. Auch die Feuerwehr muss auf 6.000 Euro im Jahr verzichten und kann in den nächsten fünf Jahren mit keinen Großinvestitionen rechnen. „Härtefälle wollen wir auf alle Fälle vermeiden. Es wird personell auch keine Kündigungen geben“, versichert Bürgermeister Tinkhauser. Was die Überstunden beim Personal betriff, so wird es sehr wohl zu Kürzungen kommen. Hier will man mit Kooperationsmodellen mit den Blumenegg-Gemeinden Einsparungen lukrieren. Da sind sich alle Fraktionen einig.
46 Prozent Einsparung zur Konsolidierung
Bei allen Anstrengungen wird sich eine für ein ausgeglichenes Budget notwendige Konsolidierung von 46 Prozent (laut ICG-Berechnung) nicht ausgehen. Es werden auch künftig noch 400.000 Euro jährlich zusätzlich „aufzutreiben“ sein. Eine weitere Verschuldung durch Darlehensaufnahmen macht keinen Sinn, zusätzliche Gemeindeeinnahmen wären durch Betriebsansiedlungen möglich, aber die zeichnen sich (noch) nicht ab. „Wenn wir unsere Hausaufgaben machen, kann sich auch das Land nicht aus der Verantwortung ziehen“, hofft Bürgermeister Michael Tinkhauser auf Unterstützung durch Gemeindeverband und das Land.
Bludesch ist kein Einzelfall
(amp) Wenn man die Finanzsituation anderer Kommunen mit Bludesch vergleicht, ist die Blumenegg-Gemeinde absolut kein Einzelfall. Eine Reihe von Gemeinden vergleichbarer Größe im Land, teilweise mit weniger Infrastruktur-Komfort als Bludesch, befindet sich da in guter Gesellschaft. Neben den Investitionen für infrastrukturelle Einrichtungen im Bildungs-, Nahversorgungs-und Sicherheitsbereich sind es vor allem die Personal- und Verwaltungskosten, die da auf den Budgets und Schuldendiensten lasten. So hat beispielsweise Schlins mit seiner „schlanken“ Verwaltung nur die Hälfte der Personalkosten, wie sie in Bludesch mit zwei Kindergärten und in Thüringen zu Buche schlagen, zu tragen. Wenn man in Bludesch Härtefälle und personelle Kündigungen vermeiden will, ist das eine sozial vorbildliche Einstellung. Auf die Dauer gesehen wird man aber auch hier kommunalübergreifende Lösungen mit anderen Walgau-Gemeinden finden müssen. In Zeiten der EDV-Vernetzung können nämlich viele Agenden, wie Bauverwaltung, Rechnungswesen, Personalverrechnung u.a. über einen Schreibtisch abgewickelt werden.
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