ASFINAG auf der Jagd nach Vignettensündern

Michael Dopuna (37) kennt seine Pappenheimer. Wenig kann den „Mautsheriff“ noch überraschen, wenn er gemeinsam mit seinen Kollegen sicherstellt, dass auch ja alle Benützer der Autobahn mit einer gültigen Vignette unterwegs sind. Ein Fixdatum für Kontrollen ist alljährlich der erste Februar. Weil dann ohne neue Vignette auf den höchstrangigen Straßen des Landes nichts mehr geht. Und wer erwischt wird . . .
Links ran
. . . „kommt sehr oft mit einer der drei Hauptausreden daher“, schmunzelt Michael Dopuna. Die da lauten? „Erstens: Ich hab’s nicht gewusst, dass ich ein Pickerl brauche. Zweitens: Mir war nicht bewusst, dass ich auf österreichischem Territorium bin. Drittens: Das Navi hat mich hierhergeführt. Ohne Hinweis darauf, dass ich ein Pickerl brauch“. Die gestrige Inspektion auf der A 14 vor dem Pfändertunnel Richtung Bludenz bestätigen Dopuna und Kollegen. Reihenweise fahren die vermeintlich Ahnungslosen und auf alle Fälle Vignettenlosen links ran.
Nicken und kassieren
„Ich habe“, sagt die Frau im grünen Kleinwagen, „doch eine gültige Vignette. Ich wollte sie doch gerade kleben.“ Ihr weinerlicher Appell an die Mautsheriffs geht ins Leere. „Sie müssen die Vignette geklebt haben. Das ist Vorschrift“, kommt das nicht zu entkräftende Gegenargument. Missmutig stapft die gebürtige Russin mit Friedrichshafner Wohnort zum fahrenden Büro und blättert dort 120 Euro für die gesetzliche Ersatzmaut hin. Mit dem Beleg darf sie diesen und den folgenden Tag die österreichische Autobahn benützen. Gar nicht fein finden auch drei Franzosen in einem dunklen Renault Espace den ungeplanten Stopp. „Wir haben das doch nicht gewusst“, hanteln sie sich in gebrochenem Englisch zur Mutter aller Ausreden. Die Wächter nicken und kassieren.
Große Disziplin
Als nächstes erwischt es den 28-jährigen Portugiesen Joao Marto. Er ist mit einem braunen VW unterwegs – leider ohne Vignette. „Ja ist das denn Österreich?“, strapaziert der junge Mann Ausrede Nummer zwei und erzählt, dass er sich voll und ganz auf die Schweiz eingestellt habe. Und nun das. Doch Marto, der sich noch rasch als Sporting- Lissabon-Fan outet, nimmt die Sache nicht tragisch. Er zahlt und lächelt trotzdem. „Kannst ja eh nichts machen.“ Michael Dopuna erinnert sich dann gerne an die freundlichsten Vignettensünder. Unvergessen bleibt ihm eine freundliche ältere Dame, die er ohne Vignette antraf. „Die sagte mir in vollem Ernst, sie habe geglaubt, sich im deutschen Teil von Bregenz zu befinden.“ Allgemein, stellt Dopuna fest, sei die Vignettendisziplin groß. „Seit Einführung des Pickerls haben es 97 bis 98 Prozent der Autofahrer ordnungsgemäß in ihrem Fahrzeug geklebt.“
Rund um die Vignette
Hitliste der Ausreden
1. „Ich hab’s nicht gewusst.“
2. „Mir war nicht bewusst, dass ich in Österreich bin.“
3. „Das Navigationsgerät hat mich ohne Warnung hierher geführt.“
Verkaufte Vignetten in Österreich
2010: 22,5 Millionen Stück
2011: 23,1 Millionen Stück
Vignettendelikte
2010: 103.146
2011: 130.903
Erlöse aus Mautdelikten
2010: 23,2 Millionen Euro
2011: 23,5 Millionen Euro
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