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Die Phantasie motiviert

Anni Mathes: „Märchen haben mich immer schon interessiert, ich habe schon als Kind viel geschrieben.“
Anni Mathes: „Märchen haben mich immer schon interessiert, ich habe schon als Kind viel geschrieben.“ ©VN/AMP
Bludesch - Anni Mathes ist eine Verfechterin der Märchen. Mit Gefühl und selbstverständlich mit Verstand.

Am besten, man lässt sich von Anni Mathes gleich eine Geschichte erzählen. Von der Begegnung mit einem Schüler beispielsweise. In einer Schulklasse in Tirol war es, und ein Bub tat sich sehr schwer, war eher ein introvertierter junger Mensch. Anni Mathes, die Kinesiologin und Erzählerin, war eingeladen, um mit den Kindern Märchen zu verfassen. Dieser Bub schrieb dann von einem Riesen, der auf seinem Weg einem Osterhasen und weiteren Figuren begegnet, die ihn alle fragen, was er denn für ein großes Tier sei. Das geht so weiter, bis ein Pirat auftaucht, der fragt, was für ein Mensch er sei. Das machte den Riesen glücklich. Und auch den Buben, über dessen Fähigkeiten die Lehrer staunten und die Geschichte in einen Kalender aufnahmen.

Hindernis als Herausforderung

An einem Erzählnachmittag mit einer Familie aus dem Kosovo ging es dann um einen bösen König. Die Kinder einigten sich selbst darauf, dass man ihn getreu vieler Märchen am Schluss nicht abmurcksen soll, sondern dass das Gemeinwohl auch wieder hergestellt wird, wenn man ihn einsperrt, damit er darüber nachdenken kann, was er alles angestellt hat. Worüber Anni Mathes berichtet, das klingt alles sehr plausibel, und doch fällt es Menschen offenbar schwer, die Kraft der Phantasie auszukosten. Sie hilft ihnen dabei. Und auch die traditionellen Märchen seien da durchaus anwendbar. Schneewittchen sei zwar ein wenig naiv, dass die Zwerge aber so tollpatschig seien, habe durchaus etwas Gutes, weil es zur Verkettung jener Umstände beiträgt, die dann wieder zu einem positiven Ende führen. Mathes: „Es kommt immer darauf an, ob ich beispielsweise einen Stein auf dem Weg als Hindernis oder als Herausforderung sehe.“ Dass die Eltern in den Märchen der Gebrüder Grimm oft schlecht wegkommen oder dass beispielsweise nicht selten eine böse Stiefmutter herhalten muss, habe nicht nur für die Zeit, in der sie entstanden sind, eine Berechtigung. „Es hat zu jeder Zeit Eltern gegeben, die ihre Kinder geschätzt haben, es gab aber auch immer Eltern, die das, eventuell auf Grund eigener Leiderfahrungen – ich will das nicht werten –, einfach nicht hingekriegt haben.“ Die Brutalität mancher Märchen, die gerade heuer, angesichts der Herausgabe der Grimmschen Sammlung vor 200 Jahren, wieder Thema sind, hat für sie kaum Bedeutung.

Schon als Kind geschrieben

Anni Mathes hat sich als Kind schon für Märchen interessiert und vor allem selbst gerne welche geschrieben. Schließlich ist sie dann Di­plomkrankenschwester geworden und hat viele Jahre im Nachtdienst gearbeitet. Als das einfach nicht mehr ging, hat sie nach einer Tätigkeit gesucht, die dem ganzheitlichen Prinzip entspricht und ist zur Kinesiologie gekommen. Sie hat sich ausgebildet und eine Praxis eröffnet. Wichtig ist der für ihre Mitmenschen engagierten Frau und vierfachen Mutter, die gerade die Ankunft des fünften Enkelkindes erwartet, dass die Lehre von den Bewegungsabläufen bzw. Hilfe zur Selbsthilfe nicht mit Esoterik in Verbindung gebracht wird. Sie selbst begegnet den Menschen in Gesprächen, in denen es darum geht, Gefühl und Verstand in Balance zu bringen. Die Phantasie sei ein großer Motor, Geschichten und Bilder motivieren. Als Autorin erfährt es Anni Mathes selbst, und sie vermittelt diese Erfahrung weiter.

Zur Person

Anni Mathes Geboren: 1956 in Bludesch Ausbildung: Diplomkrankenschwester und Diplomkinesiologin Laufbahn: Tätigkeit als Krankenschwester, 2003 Praxiseröffnung angewandte Kinesiologie, arbeitet dabei u. a. mit Märchen Familie: verheiratet, vier Kinder, viele Enkelkinder Wohnort: Bludesch

(VN/Christa Dietrich-Rudas)

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