VN: Herr Primar, wie beurteilen Sie persönlich den Fall?
Haller: Eine solchen Fall hat es in der Kriminalitätsgeschichte noch nie gegeben. Es gibt freilich größere Verbrechen, aber nicht von dieser unglaublichen Art. Dass es gerade in Österreich passiert ist, ist meiner Meinung nach Zufall.
VN: Welches Verhalten wird Josef F. im Gerichtssaal an den Tag legen?
Haller: So genau kann man das nicht vorhersagen. Persönlich bin ich gespannt, wie er sich verhalten wird, ob er sich rechtfertigt und sagt, so schlimm war das nicht und die Dinge relativiert oder ob er als reumütiger Sünder vor das Gericht treten wird.
VN: Besteht aus Ihrer Sicht die Gefahr von Selbstmord?
Haller: Ich glaube, dass die Suizidgefahr noch nicht zur Gänze abgeklungen ist, weil im Verfahren werden die Illusionen, die Josef F. aufgebaut hat, zusammenbrechen. Zu Beginn bin ich noch von einer hohen Selbstmordgefahr ausgegangen.
VN: Welche Wünsche an die Zukunft hegt Ihrer Meinung nach der mutmaßliche Jahrhundertverbrecher”?
Haller: Ich glaube, dass er am liebsten als anerkanntes Oberhaupt der Familie weiterleben möchte, wenn das Bestrafungsbedürfnis befriedigt ist. Und ich denke, dass er glaubt, ein mildes Urteil zu bekommen. Er kann ja nicht erkennen, was er am Schicksal der anderen getan hat. Dennoch ist er sich bewusst, dass er gegen Gesetze verstoßen hat. Meiner Einschätzung nach träumt er davon die Dinge wieder richten zu können, um dann als Oberhaupt weiter zu leben. Wenn er je nach Urteil erkennen muss, dass dies nicht mehr möglich ist, kann die Situation für ihn kritisch werden.
VN: Wie kann F. beschrieben werden?
Haller: Er muss technisch und handwerklich gut und intelligent sein und wollte nahezu gottesgleich über Menschen herrschen, und das hat er auch getan. Gegen seine Mitmenschen muss er ein starkes autoritäres Wesen entwickelt haben.
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