Eine besessene Suche und ein unterdrücktes Machtspiel beginnen, getragen von den zwei herausragenden Schauspielerinnen Catherine Frot und Sandrine Bonnaire. Ab Freitag, 6. August, ist der aufwühlende Streifen in unseren Kinos zu sehen. “Du hast eine Vorgeschichte” wirft Alain Valentin (Michel Aumont) seiner bald-Ex-Ehefrau Elsa (Catherine Frot) im Sorgerechtsstreit um den gemeinsamen Sohn vor. Das Publikum wird anfangs noch im Ungewissen darüber gelassen, was die dunkle Vorgeschichte der zutiefst depressiven, im Alltag verlorenen Elsa betrifft. Doch bald soll es sich aufklären: Bei einer Kindergeburtstagsparty sieht Elsa das Mädchen Lola Vigneaux (die bezaubernde Heloise Cunin) und ist überzeugt davon, dass es sich um ihre nach der Geburt verstorbene Tochter Lucie handelt.
Fortan lauert sie Lola vor der Schule auf, verfolgt sie bis zu ihrem Haus, versucht schrittweise mehr über die Kleine zu erfahren. Elsa schleicht sich in das Leben der Vigneaux-Familie ein, spinnt ein Netz aus Lügen und Manipulation, geht hartnäckig und besessen ihrem Instinkt nach. Es dauert nicht lange, bis Lolas Mutter Claire (die fantastische Sandrine Bonnaire) misstrauisch wird – und ein subtiler psychischer Machtkampf zwischen den beiden Müttern beginnt.
“Die Art, wie eine Löwin ihre Jungen beobachtet um sie zu schützen”, so Regisseur Safy Nebbou, war Inspiration für die Blicke, Gesten und unausgesprochenen Worte von Claire und Elsa, die diesen Film tragen. Der unabdingbare Mutterinstinkt Elsas macht es dem Zuschauer schwer, sie als manipulative Voyeurin zu sehen, die sie stellenweise ist. Es ist eben dieser Zwiespalt, in dem man ihr zugleich Mitleid und Unverständnis entgegenbringt. Der Großteil des Films wird allein aus Elsas Perspektive erzählt – Catherine Frot schafft es durch reine Mimik und Gestik, die unglaubliche Einsamkeit, Verzweiflung und plötzlich einsetzende Hoffnung ihrer Rolle auszudrücken.
“Claires Geheimnis” ist kein typischer Thriller. Der Film verbindet spannende, beklemmende Thriller-Momente mit dramatischer, kraftvoller Musik und verzichtet dabei stets auf Klischees. Die Unterschiede und Konflikte zwischen Elsa und Claire beschreibt der Streifen nicht mit Worten, sondern differenzierter Kameraführung, Beleuchtung und Akustik. Es ist die laute, hektische Welt, in der sich Elsa inmitten einer langweiligen Arbeit und einer Scheidung wiederfindet. Und es ist das idyllische, luxuriöse Familienleben, das Claire in Gefahr sieht.
Einziges Manko des nach einer wahren Geschichte realisierten Films: der deutsche Titel. Im französischen Original, “L’empreinte de l’ange” (dt.: “Der Abdruck des Engels”) wird nicht verraten, welche (möglicherweise unschuldige) Rolle Claire spielt. Aufgrund des deutschen Titels geht der Kinobesucher voreingenommen an die Sache ran, weiß von Anfang an, dass die scheinbar perfekte Fassade von Claire früher oder später bröckeln muss. Das ist zwar schade, doch der Film ist stark genug, einen trotzdem in den Bann zu ziehen und die Vorhersehbarkeit nebensächlich zu machen.
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