Der Mord an jener Nachbarin, in deren Haus die beiden Waters-Geschwister schon als Kinder eingebrochen sind, wird zum Wendepunkt. Zwei Jahre nach der Tat wird Kenny während der Beerdigung ihrer Großvaters verhaftet und abgeführt. Anfang der 80er Jahre genügt im Verfahren die idente Blutgruppe mit der des mutmaßlichen Mörders, hinzu kommen Anschuldigungen von der Mutter seiner Tochter sowie einer ehemaligen Geliebten. Kenny, eindringlich und facettenreich dargestellt von Sam Rockwell, muss hinter Gitter.
In der Folge darf Oscar-Preisträgerin Hilary Swank (“Million Dollar Baby”) in der Titelrolle auf den Spuren von Julia Roberts und deren ebenfalls mit einem Academy Award ausgezeichneten Leistung in “Erin Brockovich” (2000) wandeln – wenn auch nicht ganz so überzeugend. Obwohl sie glücklich verheiratet und Mutter zweier Söhne ist, lässt Betty Anne die Verurteilung ihres Bruders nicht mehr los. Nach bangen Jahren des Hoffens und unzähliger Enttäuschungen entschließt sie sich für ein Jus-Studium, um den mittlerweile verjährten Fall selbst neu aufrollen zu können. Ein Kampf gegen die Mühlen der Justiz beginnt.
Swank gibt Betty Anne als toughe Frau, die stoisch ihren Weg verfolgt und trotz gescheiterter Ehe und der zwischenzeitlichen Abwendung ihrer beiden Söhne nicht aufgibt. Ihrem Fanatismus zum Trotz steht ihr die lebensfrohe Abra Rice zur Seite, von Minnie Driver als Fels in der Brandung und mit augenzwinkerndem Charme dargestellt. Ebenso plötzlich wie die Entscheidung für das Studium kommt schließlich die Entdeckung von DNA-Tests als rettender Anker, was eine aufreibende, aber letztlich zu einfache Suche nach den ursprünglichen Beweismitteln nach sich zieht.
“Betty Anne Waters” präsentiert sich dennoch als authentischer Film, nicht nur dank der zugrundeliegenden wahren Begebenheit. Regisseur Tony Goldwyn inszeniert mit leisen Mitteln, verfängt sich aber leider zu oft in vorhersehbaren Passagen und Wendungen. Rockwell glänzt als unschuldig Verurteilter, schwankt dabei zwischen Wut und Resignation, während die Schuldfrage selbst kaum thematisiert wird. Für den Zuseher muss Betty Annes Überzeugung reichen. Swank vermittelt diese mit enormer Verbissenheit, bleibt aber mitunter etwas blass und eindimensional. Im Zusammenspiel mit Rockwell entsteht allerdings eine stets nachvollziehbare und intensive Dynamik.
Ergänzt werden die beiden durch ein starkes Ensemble, neben Driver etwa die bei der diesjährigen Oscar-Verleihung als beste Nebendarstellerin ausgezeichnete Melissa Leo (“The Fighter”) als unbarmherzige Polizistin sowie eine grandios trashige Juliette Lewis als Kennys ehemalige Geliebte. Ein geradliniger, teils konventioneller Film, der aber trotz dieser Schwächen überzeugen kann. (APA/Christoph Griessner)
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