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Gnomeo und Julia

Gnomeo und Julia: Liebe versetzt Zwerge
Gnomeo und Julia: Liebe versetzt Zwerge
Shakespeare im animierten Spießbürgertum: Der 3D-Animationsfilm "Gnomeo und Julia" erzählt den Klassiker "Romeo und Julia" mit zwei verfeindeten Gartenzwerge-Clans - Elton John produzierte und steuerte die Musik bei. Ab 24. März im Kino.
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Gartenzwerge: Für viele sind sie Symbol des Spießbürgertums und kitschige Vollendung von Millionen von Gärten. Im neuen 3D-Animationsfilm “Gnomeo und Julia” halten sie jedoch als moderne Protagonisten des Shakespeare-Klassikers “Romeo und Julia” her. Als ob das nicht schon grotesk genug wäre, wird die Geschichte aus zwei verfeindeten Nachbarsgärten durch ein Potpourri von Elton John-Hits ergänzt. Der Musiker fungiert auch als ausführender Produzent des von Disney vertriebenen Streifens. Am Donnerstag (24. März) startet der Zeichentrickfilm, dem es leider an Shakespeare-Drama und Animations-Wärme fehlt, in unseren Kinos.

Feindschaft und Liebe unter Gartenzwergen

Frau Montague und Herr Capulet, ihres Zeichens Bewohner eines Doppelreihenhauses am Verona Drive im Shakespeare-Geburtsort, dem britischen Stratford-upon-Avon, hassen sich bis aufs Blut. Als Spiegelbild zahlreicher, sich tagtäglich in den Provinzen dieser Welt über den Zaun beschimpfender Nachbarn, versuchen sie sich mit Hilfe ihrer Gartengestaltung zu übertrumpfen. Sobald sie jedoch ihre Häuser verlassen, erwachen ihre Gartenzwerge zum Leben – und die führen die Feindschaft in Miniatur weiter.

Blöd nur, dass sich Gnomeo, Sohn der Blaumützen-Obermutter Gräfin Blaublut, ausgerechnet in Julia, die Tochter des Rotmützen-Anführers Graf Zinnoberrot, verliebt. Eine verbotene Romanze beginnt – mit dem übergewichtigen, Rasenmäher-fahrenden Macho-Zwerg Tybalt als Romeos Erzfeind, der ständig plappernden Springbrunnen-Froschdame Nanette als Julias engster Vertrauten und dem spanischen Plastik-Flamingo Featherstone als Pater Lorenzo. Doch es kommt, was kommen muss, und die Romanze führt zum endgültigen Krieg zwischen den Gartenzwerge-Clans – “Mütze um Mütze”, bis zum bitteren Scherbenhaufen.

Elton Johns Musik als einziges Highlight

“Die Geschichte, die Sie gleich sehen werden, wurde bereits erzählt. Sogar oft”, verkündet ein Zwerg im Prolog zum Film. Tatsächlich gehört der Shakespeare-Klassiker aus dem 16. Jahrhundert zu den am meisten interpretierten Werken der Geschichte – mit Gartenzwergen wird der Schauplatz von Rom in die Szenerie spießiger Gärten und kitschiger Gips-Figuren verlegt. “Gnomeo und Julia” nimmt jedoch nicht nur Anleihen an William Shakespeare, der als sprechendes Denkmal zu sehen ist. Gnomeo und Graf Zinnoberrot kämpfen a la “Matrix” in Zeitlupe und in der Luft schwebend, während die Starre der Zwerge vor den Menschen unweigerlich an “Toy Story” erinnert.

Was “Gnomeo und Julia” jedoch von dem legendären Pixar-Streifen unterscheidet, sind Sympathie und Wärme der Figuren. Die Gartenzwerge erscheinen weder menschlich noch liebenswert, der 3D-Effekt greift höchstens bei der Illustration der Grashalme, und auch auf Shakespeare’sches Drama wurde aufgrund der Kinderfreundlichkeit verzichtet. Die Originalversion macht das mit hochkarätiger Synchronisierung wieder wett: James McAvoy und Emily Blunt sprechen das Liebespaar, Michael Caine den blauzipfligen Grafen und Ozzy Osbourne einen skurrilen Betonhirsch. Für die deutsche Fassung wurden mit Bürger Lars Dietrich (Gnomeo) und Anke Engelke (Nanette) lediglich zwei deutsche Comedians verpflichtet.

Einziger Höhepunkt – wobei für viele womöglich die Spitze des kitschigen Eisberges – ist die Einbindung von Elton-John-Musik in den Film. Der britische Musiker steuerte mit “Hello hello” und “Love Builds a Garden” neue Nummern bei, die Komponisten James Newton Howard und Chris Bacon verwandelten Klassiker wie “Rocket Man” oder “Tiny Dancer” zu Instrumental-Nummern. Auch als Gartenzwerg hat John seinen großen Auftritt: Der biedere Zwerg Paris wird in Nanettes Träumen zum “Your Song”-schmetternden Zwerg in rosafarbenem Glitzerkostüm und mit überdimensional großer Elton-John-Brille.

Trotz einzelner amüsanter Momente und witziger Szenen zu Elton Johns “Don’t go breaking my heart” oder “Crocodile Rock” plätschert “Gnomeo und Julia” jedoch an einer uninspirierten Animations-Oberfläche dahin, die weder Shakespeare noch Animations-Meilensteinen wie “Toy Story” das Wasser reichen kann. (APA/VOL-Redaktion)

www.gnomeoandjuliet.com