Der Film will allerdings mehr sein als eine bloße Biografie des Junglehrers, der das erste Fußballspiel in Deutschland organisierte und die ersten Regeln aus dem Englischen übersetzte. “Natürlich werden da Sachen vermittelt, die man auf das heutige Leben übertragen kann. Zum Beispiel Teamgeist und Fairplay”, erzählt Schauspieler Daniel Brühl (“Good bye, Lenin”, “Inglourious Basterds”), der Koch in einer von Disziplin geprägten Umwelt als einfühlsamen Pädagogen darstellt, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa.
Während der Lehrer seinen Kampf für Fußball und Zeitgeist aufnimmt, ist auch das Kaiserreich im Umbruch. So sorgen etwa Telegrafenmasten für schnellere Kommunikation und die ersten Arbeiterkinder werden an Gymnasien aufgenommen. Außerdem entwickelt sich ein neues industrielles Bewusstsein: Profithunger macht einstige Feinde zu Geschäftspartnern.
Ein ambitioniertes Pensum, das den Film in mancher Szene allerdings überladen wirken lässt. Es ist kein zeitkritisches Werk, sondern Unterhaltung. Dafür gerät manche Szene zu langatmig. Grobler sieht das anders, wie er erzählte: “Wir tun uns ein bisschen schwer mit Emotion in der deutschen Filmlandschaft, aber mir war sehr wichtig, dass wir emotional erzählen.”
Für Brühl ist entscheidend, dass seine Figur “gegen Widerstände ankämpft und den Mut hat, Strukturen aufzubrechen.” Darum gehe es. Die 15 Schüler der Untertertia begegnen dem modernen Kopf zunächst ablehnend. Erst als Koch statt auf Prügelstrafe auf Spieltrieb setzt, kommt der Ball ins Rollen. Die Leibesertüchtigungen von Turnvater Jahn sind bei den Kids plötzlich out. Beim gemeinsamen Kicken zerschmelzen die Unterschiede zwischen reichen und armen Schülern. Selbst Mädchen lassen sich durch geschicktes Umgehen mit dem Ball bezirzen.
Grobler setzt seine Geschichte mit liebevoll gesetzten Details, wie “Fußball verboten”-Schildern, ins Bild. Auch der Sprachwitz kommt nicht zu kurz, zum Beispiel wenn es aus besorgtem Elternmund heißt: “Fußball ist ja gar kein Wort”. Und natürlich hat das für manche Deutsche schwer auszusprechende englische “th” seinen eigenen Auftritt.
Dennoch fehlt es der Erzählung an Wagemut. Ohne Bruch folgt man Koch von A – seinem umstrittenen Dienstantritt am Gymnasium – nach B – seiner Würdigung durch eine kaiserliche Gesandtschaft. “Der ganz große Traum” ist ein Familienfilm ohne aufwendige Effekte und Aha-Momente, ein warmes Gefühl beim Zuschauer hinterlässt er aber doch. Und obendrein wissen wir nun, wem wir das Fußball-Fieber in Deutschland zu verdanken haben. (Kay Hensel-dpa/APA – VOL Redaktion)
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