Der deutsche Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) kritisierte unterdessen das Vorpreschen von EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso. Der Portugiese hatte überraschend eine Aufstockung des 440 Mrd. Euro schweren Euro-Krisenfonds EFSF ins Spiel gebracht, um einen Flächenbrand zu verhindern. Die Bemerkung löste – zusammen mit Ängsten vor einem Einbruch der Weltkonjunktur – an den Finanzmärkten neue Erschütterungen aus.
“So eine Debatte kommt zur Unzeit. Es ist gerade einmal zwei Wochen her, da wurden weitreichende und gute Beschlüsse gefasst”, sagte der Vizekanzler der Nachrichtenagentur dpa. Rösler betonte, die jüngsten Gipfel-Entscheidungen vom 21. Juli müssten konsequent umgesetzt werden. “Deswegen sehe ich gar keine Notwendigkeit für eine erneute Diskussion.”
Allerdings signalisierte auch EU-Währungskommissar Olli Rehn Bereitschaft für Änderungen beim Rettungsschirm EFSF. “Wir stehen bereit, unseren Kurs im Krisenmanagement anzupassen, um mehr Glaubwürdigkeit und Effizienz zu erreichen”, sagte Rehn dem Radiosender “BBC Radio 4”. Damit der EFSF effektiv bleibe, müsse der Rettungsschirm von den Finanzmärkten respektiert werden. Rehn verteidigte zugleich den Vorstoß von Barroso. Auf die Frage, ob er die Schuldenkrise verschärft habe, sagte Rehn: “Ich denke nicht.”
China kündigte an, weiter europäische Staatsanleihen kaufen zu wollen. Während eines Besuches in Polen sagte der chinesische Außenminister Yang Jiechi nach Angaben des Außenamtes in Peking: “China hatte immer Vertrauen in die Euro-Zone und den Euro.” Sein Land habe seinen Besitz an europäischen Staatsanleihen in den vergangenen Jahren ausgeweitet. “China wird Europa und den Euro in der Zukunft weiterhin unterstützen.”
Mit seinen weltgrößten Devisenreserven in Höhe von 3,2 Bill. US-Dollar (2,25 Bill. Euro) ist China nicht nur größter ausländischer Kreditgeber der USA, sondern investiert auch stark in Euro-Anleihen.
An den Börsen herrschte wenig Optimismus. Der Ausverkauf der vergangenen Tage setzte sich unvermindert fort. Nach einem Absturz der Wall Street und Talfahrten an den asiatischen Börsen eröffnete der deutsche Markt ebenfalls mit Verkäufen. Kurz nach Handelsstart brach der Dax um 3,25 Prozent auf 6.206,02 Punkte ein, der Wiener ATX gab um fast 7 Prozent nach.
Auch wenn sich der deutsche Index am Vormittag leicht erholte und einen kleinen Teil der Verluste wieder wettmachen konnte, dauert der Absturz nun bereits acht Handelstage an. Allein in diesem Zeitraum verlor der deutsche Leitindex mehr als 1.100 Punkte und damit seine kompletten Jahresgewinne.
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