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Vorwürfe übertrieben

Die im Zusammenhang mit der drohenden Hungerkatastrophe in Äthiopien geäußerte Kritik an der Regierung des Landes hält Karlheinz Böhm für „maßlos übertrieben“.

„Selbst der bestmeinendsten Regierung, die nur Gutes will, wäre es kaum möglich, innerhalb einer Generation den Landbesitz so positiv zu verändern, dass keine Hungersnot mehr entsteht“, sagte der Gründer der Äthiopien-Hilfe „Menschen für Menschen“ in einem dpa-Gespräch.

Die Regierung habe von den Vorgängern ein über hundert Jahre marode betriebenes Landwirtschaftssystem übernommen. „Ohne die Regierung in irgendeiner Weise in Schutz zu nehmen: Von heute auf morgen das System so zu verändern, dass keine Dürrekatastrophen mehr passieren, ist unmöglich.“

Die „so nicht vorhersehbare“ Hungerkatastrophe stehe auch nicht im Zusammenhang mit dem Konflikt zwischen Äthiopien und dem Nachbarland Eritrea: „Das hat mit Krieg nichts mehr zu tun“, sagte Böhm. Schuld seien vor allem ausbleibende Regenfälle. Schon im vergangenen Jahr habe eine Dürre massive Ernteausfälle verursacht. Ausbleibende Niederschläge während der diesjährigen Regenzeit hätten die Situation weiter verschärft. „Die Reserven, die eigentlich bis Ende Dezember hätten ausreichen müssen, damit die Leute nicht verhungern, waren schon Anfang September aufgebraucht.“

Der äthiopische Regierungschef Meles Zenawi hatte Anfang der Woche vor einer Hungersnot bisher nicht gekannten Ausmaßes in seinem Land gewarnt. Von den Folgen der Dürre seien bis zu 15 Millionen Menschen bedroht. Das UNO-Welternährungsprogramm schloss sich dieser Einschätzung an. In Äthiopien arbeitende ausländische Fachleute machen die Regierung für die Misere mitverantwortlich.

Umgehende Hilfe sei dringend notwendig, appellierte Böhm. „Wir dürfen auf keinen Fall warten, bis es Hungerlager gibt und es zum Medienspektakel wird.“ In enger Zusammenarbeit mit der Regierung müsse sofort gehandelt werden. „Je schneller, desto besser.“

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