Die nächtelangen Ausschreitungen in den vorrangig von Einwanderern bewohnten Vororten französischer Städte könnten nach Befürchtungen einiger Beobachter schon bald auch in anderen Ländern drohen. Die meisten Kommentatoren betonen jedoch die Unterschiede zwischen dem französischen Integrationsmodell und dem Umgang mit ausländischen Minderheiten in anderen Ländern.
Besonders drastisch äußerte sich der italienische Oppositionsführer und ehemalige EU-Kommissionspräsident Romano Prodi, der in einer öffentlichen Diskussion in Bologna am Wochenende einen Ausbruch ähnlicher Gewalt in Italiens Trabantenstädten als eine Frage der Zeit bezeichnete. Wir haben die schlimmsten Vorstädte von ganz Europa, bedauerte Prodi und zeigte sich überzeugt, dass nur rasches Handeln von Seiten der Politik eine baldige Explosion verhindern könne, selbst da, wo nur Italiener wohnen. Die Regierung bezeichnete diese Äußerungen als übertrieben. Italiens Vorstädte seien von den französischen völlig verschieden, versicherte Außenminister Gianfranco Fini.
Weniger besorgt zeigen sich Experten in den Niederlanden, wo die Städte kleiner und die Bevölkerungsgruppen anders verteilt seien. Der Graben zwischen den jungen Leuten und der Polizei ist nicht so tief (wie in Frankreich), denn die Polizei bemüht sich sehr um Kontakte mit ihnen, zitierte die Tageszeitung Trouw einen Soziologen. Dennoch gebe es auch in den Niederlanden die Probleme der Arbeitslosigkeit, der Diskriminierung und des radikalen Islam, erklärte der Einwanderungsexperte Han Entzinger im Algemeen Dagblad.
Für mehr oder weniger ausgeschlossen halten Spaniens Experten eine ähnliche Gewaltwelle in ihrem Land. Die Zunahme der Einwanderung kam gleichzeitig mit einem bedeutenden Wirtschaftswachstum und der Notwendigkeit, Arbeitsstellen zu besetzen, die die Spanier nicht wollten, kommentierte die Tageszeitung El Pais. Erleichtert werde die Integration auch durch die Tatsache, dass ein großer Teil der Einwanderer aus spanischsprachigen Ländern mit christlicher Kultur stamme.
Die Briten halten das Problem für ausgeräumt, seit es im Juli 2001 in der Stadt Bradford gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen aus indischen und pakistanischen Familien und der Polizei gegeben hatte. Wir haben diese Situation gemeistert, indem die Polizei harte Maßnahmen ergriffen hat, sagte Premierminister Tony Blair mit Blick auf die Krawalle in Frankreich.
In Belgien wurden in der Nacht zum Montag fünf Autos in Brand gesteckt, obwohl die Integration von Einwanderern der Presse zufolge besser organisiert ist als in Frankreich. In Belgien gibt es nicht diese riesigen Wohnblocks an den Stadträndern, aber das heißt nicht, dass es keine schwierigen Viertel gibt, schrieb der Kriminologe Michel Born in der Zeitung La Libre Belgique. Frustration, Verzweiflung und Wut entstehen nicht nur im Schatten von Wohnsilos, warnt der Experte.
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Herzlichen Dank für deine Zusendung.