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Italien: Bald keine Truppen mehr im Irak

Italien wird seine 2.700 Soldaten bis Ende des Jahres aus dem Irak abziehen. Der irakische Außeminister erklärte, man sei zur Übernahme der Kontrolle in Nassirija bereit.

„Der Abzug wird nicht plötzlich stattfinden“, sagte er auf einer gemeinsamen Pressekonferenz. Ende des Monats werde bereits mit der Übergabe der Verantwortlichkeiten begonnen.

Der italienische Ministerpräsident Romano Prodi löst mit dem Rückzug ein Wahlversprechen ein. Erst am Montag waren bei einem Anschlag auf eine italienische Militärkolonne im Süden ein Soldat getötet und vier andere verletzt worden. Italien folgt mit dem Ende seines Militärengagements den Entscheidungen Spaniens, Bulgariens und anderer US-Verbündeter. Derzeit sind etwa 150.000 ausländische Soldaten im Irak stationiert, davon 130.000 Amerikaner.

Bei neuen Anschlägen kamen am Mittwoch schon vor Tagesanbruch mehrere Menschen ums Leben. In Bagdad wurden bei der Explosion eines Sprengsatzes zwei Polizisten in den Tod gerissen. Der Anschlag ereignete sich nahe einer Passstelle im Osten der Hauptstadt. Nicht weit davon entfernt gingen drei Raketen nieder. Dabei wurde ein Mann getötet, der wegen der derzeitigen Hitzewelle auf dem Dach seines Hauses geschlafen hatte.

Am späten Dienstagabend war bereits eine Autobombe am Rande eines schiitischen Trauergottesdienstes im Südwesten Bagdads explodiert. Mindestens vier Menschen kamen ums Leben, etwa 20 wurden verletzt. Kurz zuvor hatte Ministerpräsident Nuri al-Maliki in einer Rede seine Absicht bekräftigt, die Gewalt in den Griff zu bekommen. Am Mittwoch ordnete er die Freilassung der ersten 600 von insgesamt 2.500 Gefangenen an, um im Lande Versöhnung und nationalen Dialog zu fördern. Von den 50 am Montag in Bagdad entführten Irakern kamen am Mittwoch 15 wieder frei, wie die Polizei mitteilte. Die Geiseln hätten zum Teil Folterspuren aufgewiesen.

Gegen die US-Truppen im Irak ist unterdessen ein neuer Vorwurf der Ermordung von Zivilpersonen erhoben worden. Nach Ermittlungen der amerikanischen Militärbehörden sollen Soldaten in Hamdanija unweit von Mossul am 26. April einen Mann gezielt getötet und ihn dann so hergerichtet haben, als habe es sich um einen Aufständischen gehandelt. Nach den mutmaßlichen Massakern in Haditha und Ishaki wäre dies ein weiterer Fall, der zu einem enormen Ansehensverlust der Besatzungstruppen im Irak beitragen dürfte.

Ein ranghoher Beamter des US-Verteidigungsministeriums erläuterte am Dienstag in Washington die Theorie der Ermittler zum Vorfall in Hamdaniya. Demnach drang eine kleine Gruppe von Marineinfanteristen auf der Suche nach einem mutmaßlichen Aufständischen in die nordirakische Stadt ein. Weil sie den Verdächtigen nicht gefunden hätten, hätten die Soldaten schließlich einen unbewaffneten Zivilisten aus seinem Haus gezerrt und erschossen. Dann hätten sie ein Sturmgewehr vom Typ AK-47 sowie eine Schaufel neben die Leiche gelegt.

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