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Libanon: Annan fordert Zusagen

Zum ersten Mal seit Beginn der Waffenruhe haben sich israelische Spezialeinheiten in der Nacht zum Samstag tief im Libanon Gefechte mit der Hisbollah geliefert.

Dabei kam ein Soldat ums Leben, zwei weitere wurden verletzt, wie die israelischen Streitkräfte erklärten. Auch drei Hisbollah-Kämpfer starben. Die Truppen hätten Terroraktivitäten unterbinden und gegen den Waffenschmuggel vorgehen sollen. UN-Generalsekretär Kofi Annan forderte die Mitgliedstaaten auf, sich stärker an der geplanten UN-Truppe im Libanon zu beteiligen.

Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums erklärte, die Vereinbarung über eine Waffenruhe verbiete Waffenlieferungen an die Hisbollah. Israel habe daher das Recht, das Waffenembargo durchzusetzen. „Sobald die libanesischen Streitkräfte und die internationalen Truppen im Grenzgebiet aktiv sind, um die Resolution durchzusetzen, werden solche israelischen Aktivitäten überflüssig“, sagte Ministeriumssprecher Mark Regev.

Die Hisbollah erklärte, sie habe einen Kommando-Einsatz der israelischen Streitkräfte verhindert. Der Trupp sei von einem Hubschrauber auf einem Feld westlich von Baalbek abgesetzt worden, berichtete der Fernsehsender der Hisbollah, Al Manar. Die israelische Einheit sei vor Morgengrauen gelandet und in das Dorf Bodai gefahren, wo sie von Hisbollah-Kämpfern abgefangen worden sei. Die Miliz habe die Soldaten zum Rückzug gezwungen. Der libanesische Außenminister Faouzi Salloukh erklärte, er habe UN-Vertreter im Libanon über den Verstoß gegen die Waffenruhe informiert.

Annan erklärte in einem Bericht an den Sicherheitsrat, von der UN-Truppe werde nicht erwartet, dass sie sich einen Krieg mit Israel, dem Libanon oder der Hisbollah liefere. Sein Stellvertreter Mark Malloch Brown erklärte, die Truppe werde nicht offensiv ausgerichtet sein. Er forderte angesichts der Zusagen aus muslimischen Ländern besonders die Europäer auf, sich stärker zu beteiligen. Nur so könne eine ausgewogene Truppe entstehen, die sowohl von Israel als auch vom Libanon akzeptiert werde. Die ersten 3.500 Soldaten sollten nach Angaben von Malloch Brown bis zum 28. August in der Region stationiert werden.

Die ersten französischen Soldaten zur Verstärkung der UN-Truppen im Libanon (UNIFIL) trafen bereits am Samstag im Krisengebiet ein. Von einem französischen Kriegsschiff aus setzten die Streitkräfte zunächst in zwei kleinen Booten nahe Nakura an die libanesische Küste über, wie Fernsehbilder zeigten. Wenig später folgte ein größeres Boot, über dem die französische Flagge wehte. Insgesamt wurde am Samstag eine rund 50 Mann starke französische Verstärkung für die UNIFIL erwartet. Frankreich hatte die umgehende Entsendung von 200 Soldaten angekündigt und eine weitere Verstärkung in Aussicht gestellt.

Annan rief Israel zu einer sofortigen Aufhebung der gegen den Libanon verhängten Luft- und Seeblockade auf. Hunderttausende Libanesen müssten dringend mit Hilfsgütern versorgt werden, sagte Annan. Die Beigeordnete Generalsekretärin für humanitäre Angelegenheiten, Margareta Wahlstrom, sagte dem UN-Sicherheitsrat, die enormen Schäden an Straßen und Brücken durch israelische Luftangriffe stellten das größte Hindernis für Hilfslieferungen dar. Die israelischen Streitkräfte haben angekündigt, die Blockade aufrecht zu erhalten, um Waffenlieferungen an die Hisbollah-Miliz zu unterbinden.

Die jordanische Fluggesellschaft Royal Jordanian nahm unterdessen ihre täglichen Verbindungen nach Beirut wieder auf. Sprecher Basil Kilani wollte sich nicht dazu äußern, ob Israel die Flüge genehmigte. Bereits am Donnerstag waren die ersten Passagierflugzeuge seit Verhängung der Luftblockade am 12. Juli in Beirut gelandet.

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