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Mit Kreuz und Dornenkrone

Madonna stellte ungeachtet von Kritik und Boykottaufrufen auch beim ersten Deutschlandkonzert ihrer "Confessions"-Tour am Sonntag in Düsseldorf eine Kreuzigung nach.  

Sie sang mit einer Dornenkrone auf dem Kopf an einem verspiegelten Kreuz. 45.000 Zuschauer bejubelten den zweistündigen Auftritt der Sängerin in der LTU-Arena, bei dem sie vor allem Lieder vom aktuellen Album „Confessions On A Dancefloor“ und einige wenige Klassiker präsentierte. Am Ende hatte nicht einmal die Staatsanwaltschaft Einwände gegen das Konzert.

Zum Start des Auftritts entstieg Madonna einer glitzernden Discokugel: Die Sängerin präsentierte sich im dominahaften schwarzen Reiterinnen-Outfit mit Zylinder, Stiefeln und Gerte, dank der sie ihre Tänzer vom ersten Stück „Future Lovers“ an voll im Griff hatte. „Willkommen meine Damen und Herren“, begrüßte die 48-Jährige die jubelnden Fans. „Die Nacht ist jung, und die Show hat gerade erst begonnen.“

Erwartungsgemäß zeigte die Popdiva eine aufwendige Bühnenshow mit vielen Kostümwechseln, Videos auf großen Leinwänden und schweißtreibenden Tanzeinlagen, mal akrobatisch, mal lasziv. Mehr als 20 Tänzer wechselten sich auf der Bühne ab, zeigten beeindruckende Auftritte auf Rollerskates und an einem Käfig turnend: Doch im Mittelpunkt der Choreografien stand fast immer die Sängerin, die sich auch nach mehr als zwei Jahrzehnten immer wieder neu und erfolgreich zu inszenieren weiß. In Österreich ist kein Auftritt geplant.

Musikalisch dominierten passend zum Stil des aktuellen Albums wummernde Disco-Beats, in die auch die wenigen Klassiker gekleidet wurden. Madonnas Hit „La Isla Bonita“ erklang als tropischer Dance-Remix mit Salsa-Anklängen; auch „Like A Virgin“ hatte am Sonntag nicht mehr viel mit der eingängigen Pop-Nummer aus den 80er-Jahren zu tun, kam bei den Fans aber gut an. Die Sängerin tanzte zu dem Stück auf einem sich langsam drehenden Sattel an einer Stange.

Dann kam der mit Spannung erwartete Moment: Langsam wurde das verspiegelte Kreuz aufgestellt, an dem Madonna mit ausgebreiteten Armen auf einer kleinen Plattform stand, auf dem Kopf eine Dornenkrone. Sie sang „Live To Tell“, auf den Video-Leinwänden liefen Bilder afrikanischer Kinder, wurden Statistiken über an Aids gestorbene Kinder und Aids-Waisen eingeblendet. Die Grenzen zwischen künstlerischer Auseinandersetzung mit menschlichem Leid und kalkulierter Provokation als PR-Maßnahme waren schwer auszumachen, doch das Publikum schien beeindruckt.

Auch die Politik war Thema. So lief zum Lied „Sorry“ eine Video-Montage, in der US-Präsident George W. Bush und der britische Premierminister Tony Blair ebenso zu sehen waren wie der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad und Terroristenführer Osama bin Laden. In schneller Folge hämmerten die Bilder auf das Publikum ein, dazu kamen vom Band Madonnas Forderungen: „Don’t talk. Don’t say you’re sorry.“

An anderer Stelle betonte die Sängerin, es mache sie glücklich, bei Konzerten Menschen mit Flaggen zu sehen: „Weil so viele Leute aus verschiedenen Ländern und mit unterschiedlichen Hintergründen an einem Platz zusammenkommen.“

Nach knapp zwei Stunden war die Show vorbei: Über die Klänge von „Lucky Star“ legte sich immer dominanter jene markante Passage des Abba-Klassikers „Gimme Gimme Gimme“, die Madonnas Hit „Hung Up“ vom aktuellen Album geprägt hat. Das Stück riss die Fans noch einmal mit, goldene Ballons schwebten von der Decke ins Publikum. Dann verschwand der Superstar ohne Zugabe in der Dunkelheit und hinterließ nur einen leuchtenden Schriftzug: „Have You Confessed?“ (Hast du gebeichtet?)

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