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Madsen: Die Jungs von nebenan

"Wie leiwand ist das denn?" Die Ankündigung für das Madsen-Konzert in Wien - ganz der Teenagerfloskel "Wie geil ist das denn" nachempfunden - war gar nicht so falsch gewählt.

Denn für Fans und Freunde der vier Deutsch-Rocker aus der Nähe von Düsseldorf war der Auftritt in der Arena eine befriedigende, wenn nicht gar beglückende Angelegenheit. 90 Minuten voll kraftvollem Rock, schönen Melodien, glasklaren Texten und einer Band, die alles gibt.

Gleich zu Anfang legten Sebastian (Gesang/Gitarre), Niko (Bass), Sascha (Schlagzeug), Johannes (Gitarre) und Folli (Orgel) mit „Vielleicht“, dem Opener des Debüts ordentlich los. Unmittelbar darauf zog „Ein Sturm“ auf, der die Teens und Tweens vor der Bühne zwar nicht „hinaus“, aber auf jeden Fall mitgezogen hat, mit nach Madsen City. Dort ist Mensch gut gelaunt, spielfreudig, freundlich und hat einfach nur eine gute Zeit.

Madsen haben ihr größtenteils jugendliches Publikum in der Hand und geben ihren Fans was sie brauchen. Zuerst das aufpeitschende „Immer mehr“, gefolgt vom Titelsong des aktuellen Albums, „Goodbye Logik“. Madsen spielen mit dem Deutschrock-Klischee und nehmen sich dabei auch gerne mal selbst auf den Arm. „Seid ihr gut drauf?“ brüllt Sebastian in die Runde und bemerkt amüsiert, dass diese Worte auch ebenso gut Steffi von Silbermond schreien könnte.

Dann geht er schnurstracks weiter, der Madsensche Beglückungstrip. Mit „Der Moment“, dem ultimativen „Song für die Girls“, wie der Frontman süffisant bemerkt. Da werden auch gleich erste Feuerzeuge gezückt und Knutschpositionen eingenommen. Beim Song „Diese Kinder“ bebt die Menge, bei „Du schreibst Geschichte“ geht es so richtig ab, mitgröhlen inklusive. Da sitzt die Textzeile genau so gut wie das neue Sternen-Shirt von H&M.

Dazwischen wird auch etwas geplaudert. Abseits sonst üblicher „Hallo Vienna, wie geht es euch?“-Sprüche eigentlich mal ganz nett. Nur die dargebotenen Buch- und Filmtipps von Sascha und Sebastian irritieren. Vielleicht ein aufdringlicher, und gleichzeitig charmanter Versuch, die jungen Fans zur Kultur abseits schrammelnder Gitarren und verbrauchter Rock-Phantasien hinzukriegen? Die großen Kracher müssen natürlich auch sein. „Unsichtbar“, „Euphorie“, inklusivem nettem, kurzen Gitarren-Duett, und „Die Perfektion“. Dazwischen ein bisschen Wolfmother-Geklirre und ja, tatsächlich ein paar Takte Metallica und Sepultura. Der Sound, den sich die Madsen-Jungs wohl seinerzeit, im Wendland-Niemandsland, zu Gemüte geführt haben. Damals, als man noch vom Rockstar-Sein geträumt hat.

Bei der finalen Wackeltanznummer „Ich komme nicht mit“ und den herrlichen Draufgaben „Panik“ – wohl dem fetzigsten Highlight des Abends – reißt es sogar die Galerie-Sitzer hoch. Eher eine Seltenheit in der Arena. Zum endgültigen Abschluss wird noch schnell mal „die Welt gerettet“, bevor Madsen endgültig die Bühne verlassen. Live zeigt sich vor allem eines: Die Songs der neuen Platte sowie die Texte über typische Jugendbefindlichkeiten wie adoleszenter Selbstfindung, Liebesdingen und Problemen mit höheren Autoritäten, funktionieren ganz hervorragend.

Wer Madsen live erleben will, hat noch heute, Dienstag, im Salzburger Rockhouse sowie am Mittwoch im Grazer PPC dazu Gelegenheit.

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