Allein seit Anfang Anfang Oktober wurden im Irak 75 US-Soldaten getötet, und Bush steht vor der Kongresswahl im November zunehmend innenpolitisch unter Druck. Nach einer Statistik der irakischen Regierung kostet die Gewalt jeden Tag 100 Zivilpersonen das Leben, wie aus einem UNO-Memo hervorgeht.
Die Regierung in Bagdad habe diese Statistik über Gewaltopfer in der Zivilbevölkerung zurückgehalten, heißt es in dem am Freitag bekannt gewordenen Memo der Vereinten Nationen. Das Büro von Ministerpräsident Nuri al-Maliki habe es dem Gesundheitsministerium untersagt, die Daten zu veröffentlichen. Maliki habe das Ministerium zwei Mal angewiesen, die Zahlen nicht an die Vereinten Nationen weiterzugeben, schrieb der Irak-Gesandte der Weltorganisation, Ashraf Kazi. Ein Sprecher des Regierungschefs habe gegenüber der UNO-Mission im Irak erklärt, die Statistik sei übertrieben. Zuvor habe Maliki allerdings während eines Besuchs in London die Zahlen bestätigt.
Bush plante für (heutigen) Samstag Gespräche mit dem Befehlshaber des US-Oberkommandos Mitte, General John Abizaid, und dem Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte im Irak, General George Casey. Die Lage im Irak sei derzeit angespannt, räumte Bush am Freitag in einem Interview der Nachrichtenagentur AP ein.
Später erklärte Bush: Wir befinden uns in einem gigantischen Kampf zwischen Extremisten und Radikalen, die die amerikanische Lebensart nicht ausstehen können. Ihnen gefällt der Gedanke nicht, dass Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund in einem Land zusammen leben und arbeiten und Großartiges erreichen können. Der Präsident sprach bei einer Dinnershow der Nationalen Italienisch-Amerikanischen Stiftung in Washington, die er überraschend besuchte. Bushs Sprecher Tony Snow erklärte, der Präsident werde nicht generell seine Irak-Politik ändern.
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld verlangte unterdessen von der irakischen Regierung, mehr Verantwortung für die Sicherheit des Landes zu übernehmen. Die Regierung müsse mit der Zeit selbst für die Sicherheit sorgen, und zwar eher früher als später, sagte Rumsfeld am Freitag. Der größte Fehler wäre es, nicht damit fortzufahren, die Verantwortung für die Regionen des Landes in die Hände der Iraker zu legen.
Mehrere demokratische Abgeordnete und Senatoren forderten Bush in einem Brief auf, die US-Truppen aus dem Irak abzuziehen und mehr Druck auf die Regierung in Bagdad auszuüben, selbst für die Sicherheit zu sorgen. Bagdad müsse eine politische Lösung zur Beendigung der Gewalt finden, forderten die Unterzeichner.
Bei einem Autobombenanschlag auf einer Brücke in Bagdad kamen unterdessen am Samstag wieder mindestens vier Menschen ums Leben, mindestens 16 weitere wurden verletzt, wie die Polizei mitteilte. In die Leichenhalle von Kut wurden die Leichen von vier Angestellten eines Elektrounternehmens gebracht, die am Freitag entführt worden waren.
In der südirakischen Stadt Amara kehrte nach den heftigen Gefechten zwischen Anhängern der schiitische Mahdi-Miliz und Sicherheitskräften wieder Ruhe ein. Geschäfte und Büros waren wieder geöffnet. Den Kämpfen am Samstag waren mindestens 25 Menschen zum Opfer gefallen.
Islamische Geistliche aus dem Irak haben in der saudi-arabischen Pilgerstadt Mekka eine zweitägige Konferenz mit einem Appell an Sunniten und Schiiten beendet, das Blutvergießen zu stoppen. In der Abschlusserklärung, die in der Nacht auf Samstag verabschiedet wurde, rufen die sunnitischen und schiitischen Gelehrten zum Frieden zwischen den muslimischen Religionsgruppen im Irak auf. Die zehn Punkte umfassende Mekka-Erklärung erteilt Gewalt und Aggression eine klare Absage. Sunniten und Schiiten werden auffordert, den Glauben und die heiligen Stätten der jeweils anderen Konfession zu achten, wie am Samstag aus Konferenzkreisen verlautete.
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