Vor zehn Jahren nahm der Australier Hollywoods höchste Ehre in Empfang – einen Oscar als bester Regisseur für das Leinwandepos Braveheart. Mit seinem umstrittenen Jesus-Drama Die Passion Christi sorgte der Star vor zwei Jahren für über 600 Millionen Dollar in den Kinokassen. Doch die schlagzeilenträchtige Verhaftung des 50-Jährigen im vergangenen Juli hat den Höhenflug des einst strahlenden Helden jäh gebremst. Kann der gefallene Star mit seinem nächsten Projekt wieder Erfolg haben? Werden die Kinogänger Gibson die trunkenen Schimpftiraden und antisemitischen Sprüche bei seiner nächtlichen Festnahme auf dem kalifornischen Highway verzeihen? Hollywood hat den Spekulationen schon einen Namen verpasst. Wie wird sich der Mel-Faktor, der angeschlagene Ruf des Regisseurs, auf Gibsons neues Leinwandgemetzel Apocalypto auswirken? Könnte die Film-Webseite Film Threat Recht behalten, die Gibson kürzlich zum Anführer ihrer diesjährigen Liste der am wenigsten einflussreichen, inspirierenden und faszinierenden Leute in Tinseltown(spöttische Bezeichnung für Hollywood) erklärte?
Am 8. Dezember läuft Gibsons blutige Vision vom Untergang einer Maya-Kultur in den US-Kinos an (österreichischer Kinostart am 15. Dezember). Schon vor Gibsons filmreifer Festnahme wurde das apokalyptische Drama als schwer verkäufliche Ware gehandelt. Es hat Untertitel, denn Gibson lässt seine meist indianischstämmigen Statisten und Darsteller in einem Maya-Dialekt sprechen. Acht Monate drehte er mit ihnen in einem mexikanischen Dschungel. Es gibt keine Stars. Die Hauptrolle eines jungen Familienvaters, der von einem feindlichen Stamm gejagt wird, spielt ein 25-jähriger Indianer, der noch nie zuvor vor der Kamera stand. Wie schon in der Passion Christi fließt auch in Apocalypto reichlich Blut. Die ersten Film-Trailer servieren Menschenopfer und rollende Köpfen.
Er wollte eine Verfolgungsjagd drehen, erzählte Gibson vor wenigen Tagen der Star-Moderatorin Diane Sawyer beim Sender ABC. Wir alle sind fasziniert von Dingen, die Angst machen und seltsamerweise wollen wir uns damit auseinander setzen, glaubt der Regisseur. Mahnend zieht er Parallelen zwischen den Jahren vor dem Niedergang der Maya-Kultur und der heutigen Zeit: Es gab Kriege, Hungersnöte, Umweltzerstörung, Geltungskonsum.
Nebenbei ließ er einfließen, seit vier Monaten keinen Tropfen Alkohol mehr getrunken zu haben. Mit Gibsons Fernsehauftritt gab das Walt Disney Studio den Startschuss für einen massiven Apocalypto- Werbefeldzug mit TV-Trailern zur besten Sendezeit und weiteren Gibson-Offenbarungen in Talkshows. Als atemberaubendes, mythisches Action-Abenteuer wird das Gemetzel, das Gibson mit 50 Millionen Dollar aus eigener Tasche finanzierte, vermarktet.
In den letzten Monaten hatten Disney und Gibson schon die US- Indianer und die Latino-Bevölkerung in ihre Werbestrategie einbezogen. Gibson jettete zu Testvorführungen in Reservaten im US- Bundesstaat Oklahoma. In Hollywood wurde zu Privatvorführungen eingeladen. Mit dem mexikanischstämmigen Schauspieler Edward James Olmos (Stand and Deliver) hat Gibson bereits einen großen Fan gewonnen. Es ist der beste Film, den ich in Jahren gesehen habe. Es hat mich umgehauen, schwärmte der Latino-Star in der Los Angeles Times.
Auch Vertreter der jüdischen Gemeinde, die Gibson mit seinen antisemitischen Sprüchen aufgebracht hatte, lenkten schon ein. Der frühere Hollywood-Mogul Sidney Sheinberg, der den Regisseur öffentlich als Putz (Idioten) rügte, hat nach dem Apocalypto- Trailer angebissen und will sich nun den ganzen Film anschauen. Ich gehe mal davon aus, dass ein Putz zugleich ein interessanter Filmemacher sein kann, sinnierte Sheinberg in der Times.
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