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Geburtstagsfeier ohne Castro

Vier Monate nach seinem Rückzug aus der Öffentlichkeit tauchte der schwer kranke Kuba-Chef Fidel Castro nicht auf seiner Geburtstagsgala auf.

Seine Verfassung lasse es nicht zu, dass er an den Feierlichkeiten zu seinem 80. Geburtstag teilnehme, ließ Castro am Dienstag vor Tausenden seiner Anhänger im Karl-Marx-Theater in Havanna erklären.

Scharenweise waren die Menschen zur Gala geströmt, die den Startschuss für eine ganze Reihe von Veranstaltungen zum Geburtstag Castros geben soll. Der „maximo lider“, der die Amtsgeschäfte seinem jüngeren Bruder Raul übertragen hatte, wurde bereits im Sommer 80 Jahre alt. Doch eine schwere Darmoperation hatte Feiern unmöglich gemacht. Sie wurden verschoben – auf Anfang Dezember, wo auch Castros historische Rückkehr nach Kuba mit Massenparaden und großen Festivitäten begangen wird: Am 2. Dezember 1956 waren Fidel Castro, sein Bruder Raul, Ernesto „Che“ Guevara und 80 Rebellen mit der Yacht „Granma in einer Nacht-und-Nebel-Aktion aus dem mexikanischen Exil heimgekehrt und an der kubanischen Küste gelandet. Es war der Anfang vom Ende der Diktatur. Zwei Jahre lang führte Fidel Castro als „Comandante en jefe“ die Rebellenarmee im Kampf gegen Diktator Fulgencio Batista, der schließlich am 1. Jänner 1959 aus Kuba flüchtete.

Als Sohn wohlhabender, aber aus einfachen Verhältnissen stammender Eltern wurde Fidel Castro am 13. August 1926 (in manchen Quellen wird auch 1927 angegeben) in Biran im Osten Kubas geboren. Er verbrachte fast die gesamte Kindheit in Pflegefamilien und in einem Jesuitenkolleg. Erste politische Erfahrungen sammelte Castro in den 40-er Jahren an der Universität von Havanna, wo er Jura studierte. Schon damals pflegte er sein ausgeprägtes rhetorisches Talent sehr zur Unterhaltung seiner Mitstudenten.

Das erste militärische Abenteuer des jungen Rebellen war der fehlgeschlagene Sturm auf die Moncada-Kaserne in Santiago de Cuba am 26. Juli 1953. Die Soldaten Batistas schlugen den Angriff zurück und nahmen rund 70 der hundert Rebellen gefangen. Viele wurden gefoltert und getötet. Castro verwandelte den folgenden Prozess gegen ihn in eine einzige Anklage an das Batista-Regimes. Unter dem Titel „Die Geschichte wird mich freisprechen“ wurde seine Verteidigungsrede weltbekannt. Im mexikanischen Exil bereitete er mit seinem Kampfgefährten den Guerilla-Krieg vor und kehrte im Dezember 1956 zurück.

Einmal an der Macht verwirklichte der Revolutionär nach und nach seine politischen Ziele: Wohnraum, Bildung und kostenlose Gesundheitsversorgung für die gesamte Bevölkerung. Großgrundbesitzer und ausländische Firmen wurden enteignet, tausende von „Konterrevolutionären“ aus dem Land gejagt. Zur Sicherung seiner Macht griff Castro, der mit 47 Jahren als Staatschef der längst dienende, noch lebende Präsident der Welt ist, hart durch. Systemgegner wurden eingesperrt oder drangsaliert. Selbst seine Tochter Alina floh 1993 in die USA..

Doch Kritik focht den Comandante nie an: Ebenso wenig wie die zahllosen Attentatsversuche auf ihn, verübt durch die CIA oder exilkubanische Gruppen. Er überstand sie alle unbeschadet. Dabei reichte die angebliche Palette von Gift in Zigarren, LSD bis hin zu versuchten Anschlägen mit Schusswaffen. Er selbst spricht von über 600 Versuchen, ihn zu töten.

Ein gut gehütetes Geheimnis ist hingegen Castros Privatleben. Seine Zurückhaltung ist Teil des Mythos einer lebenden Legende. Vier Lebensgefährtinnen spielten in seinem Leben wohl eine bedeutende Rolle, zahlreiche Affären wurden ihm angedichtet.

Unter seinen Landsleuten gilt Castro als untypischer Kubaner. Er kann nicht tanzen, hat vor 20 Jahren das Zigarre-Rauchen aufgegeben und frönt auch dem kubanischen Nationalgetränk Rum nur in Maßen. Allerdings teilt Castro die Leidenschaft für Sport. Noch Ende der 90-er Jahre trug er ein Baseball-Spiel mit dem venezolanischen Präsidenten Hugo Chàvez aus, den er als aufrechten Freund bezeichnet.

Auch der kolumbianische Schriftsteller und Literatur-Nobelpreisträger, Gabriel Garcóa Màrquez, hält trotz aller Kritik als einer der wenigen Intellektuellen zu Castro. Der französische Regisseur Regis Debray allerdings, einst glühender Verehrer des màximo lóder, soll einmal über ihn gesagt haben “… er ist Trotzki, Lenin und Stalin verpackt in einem einzigen Caudillo“.

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