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Todesstrafe weltweit auf dem Rückzug

Mehr als die Hälfte der Staaten rund um den Globus hat die Todesstrafe geächtet. Noch immer werden aber viele Hinrichtungen vor allem in China, den USA, Saudi-Arabien und dem Iran verzeichnet.

Weltweit ist diese Form der Bestrafung nach Einschätzung von Menschenrechtlern auf dem Rückzug. Diese vier Staaten zusammen standen nach jüngsten verfügbaren Daten im Jahr 2005 für 94 Prozent der 2.148 bekannt gewordenen Vollstreckungen der Todesstrafe weltweit.

Insgesamt gibt es Todesurteile und Hinrichtungen noch in 69 Ländern. In 128 Ländern ist die Todesstrafe ganz oder weitestgehend abgeschafft, oder sie wird nicht mehr verhängt und vollstreckt.

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) wurden 2005 allein in China 1.770 Menschen hingerichtet. Die Veranstalter des dritten Weltkongresses gegen die Todesstrafe von Donnerstag bis Samstag in Paris hoffen mit Blick auf die Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking zumindest auf einen vorübergehenden Stopp der Hinrichtungen in China. Die Europäische Union engagiert sich seit Jahren gegen die Todesstrafe. Nichtsdestortrotz stellte der polnische Staatspräsident Lech Kaczynski im Vorjahr öffentlich Überlegungen pro Wiedereinführung der Todesstrafe an und bezeichnete die Hinrichtung des irakischen Ex-Machthabers Saddam Hussein im Vormonat als das „einzige mögliche Urteil“.

Die amtierende deutsche EU-Ratspräsidentschaft erklärte zum Pariser Kongress jedenfalls: „Todesurteile und Hinrichtungen kommen in vielen Ländern immer noch allzu häufig vor.“ Sie verwies darauf, dass in einigen Ländern sogar Minderjährige hingerichtet werden; dies sei „zutiefst abscheulich“.

Die umstrittene Hinrichtung Saddam Hussein am 30. Dezember sehen die Veranstalter des Weltkongresses geradezu als Belege für die Aktualität ihres Anliegens, aber auch die Todesurteile gegen fünf bulgarische Krankenschwestern und einen palästinensischen Arzt in Libyen, die Kinder absichtlich mit dem HI-Virus infiziert haben sollen, und die Debatte um Todesspritzen in den USA. Der Irak hatte die Todesstrafe 2004 wieder eingeführt.

Kongress-Organisator Michel Taube von der Vereinigung Ensemble contre la peine de mort (Gemeinsam gegen die Todesstrafe/ECPM) hofft, dass Marokko bald der Todesstrafe abschwört – als 100. Staat weltweit und als erstes Land in der Region Nordafrika/Mittlerer Osten. In Frankreich ist die Todesstrafe seit 1981 verboten. In diesem Monat soll das Parlament eine Änderung der französischen Verfassung besiegeln, in der das Verbot mit der Formel festgeschrieben wird: „Niemand kann zur Todesstrafe verurteilt werden.

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