Nachdem das deutsch-französisch dominierte Airbus-Management sich im ersten Anlauf nicht auf das harte Sanierungsprogramm Power8 verständigen konnte, sollten Chirac und Merkel am Freitag im brandenburgischen Schloss Meseberg die Wogen glätten. Dies gelang in einem demonstrativen Schulterschuss der beiden wichtigsten Airbus-Länder.
Merkel machte aber klar, dass das letzte Wort bei den Managern des angeschlagenen Luft- und Raumfahrtkonzerns liegt: Die konkreten unternehmerischen Entscheidungen werden in Meseberg mit Sicherheit nicht gefällt. Es sollte aber ein positives Signal an das Unternehmen ausgesandt werden. Merkel und Chirac versichertem dem Management in einem gemeinsamen Kommunique, sie stünden hinter den anstehenden Entscheidungen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit.
Das Konzept des französischen Airbus-Chefs Louis Gallois, das im Verwaltungsrat des EADS-Konzerns durchgefallen war, sei schon sehr vernünftig gewesen, meinte Chirac. Er hob hervor, dass danach beim Abbau von Arbeitsplätzen die französischen Standorte sogar etwas schlechter weggekommen wären als die deutschen.
Es gehe allerdings um das Schicksal von Menschen, die um ihren Arbeitsplatz bangten. Daher darf es nicht sein, dass Standorte geschlossen werden, für die es keinen Ausgleich gibt, sagte der französische Staatspräsident, ohne dies näher zu erläutern. Er zielte damit aber wohl auf Überlegungen ab, die Zuliefererindustrie in den Anpassungsprozess einzubeziehen.
Verteilung von Zukunftstechnologien
Zentraler Punkt bleibt aber die Verteilung der Zukunftstechnologien. Gerade hier hatte sich Gallois das Veto der deutschen Seite in der Unternehmensführung eingehandelt. Es geht unter anderem um neue Werkstoffe für die Flugzeugkonstruktion, genauer: um Verbundwerkstoffe auf Kohlefaserbasis, die den schwereren Werkstoff Metall ablösen sollen. Bislang führend ist hier der niedersächsische Airbusstandort Stade. Aber EADS stellt nicht nur Flugzeuge her, sondern auch hoch sensible Militärtechnologie. Gerade dieser Industriezweig ist besonders innovativ.
Es ist schwierig, in dieser Grauzone von Wirtschafts- und Staatsinteressen eine Lösung zu finden. Man wolle sich nicht in die unternehmerischen Entscheidungen einmischen. Aber die Restrukturierung von Airbus sollte schon gut durchdacht sein, um nicht bald schon wieder vor so einem Problem zu stehen, gab Merkel dem Management des Konzerns mit auf den Weg. Der politische Einfluss auf das Unternehmen ist sicherlich nur mittelbar. Aber beide, Merkel und Chirac, ließen keine Zweifel an ihrer Erwartung, dass sich die bevorstehenden Unternehmensentscheidungen in diesem politischen Rahmen bewegen.
Insofern haben Merkel und Chirac in Meseberg das geregelt, was für sie zu regeln war. Jetzt wird noch einmal spannend, ob Gallois bei seinem nächsten Anlauf ein von beiden Seiten akzeptiertes Konzept vorlegen kann. Er hatte wohl zunächst mit einem etwas größeren Arbeitsplatzabbau auf französischer Seite gelockt, um bei den Zukunftstechnologien mehr herausrauszuschlagen. Der Plan, wenn er denn so aussah, misslang. Nachdem sich die deutsche Seite frühzeitig gut aufgestellt hatte, scheint sie sich inzwischen relativ sicher zu sein, dass sie in dieser Sache ihre Interessen kraftvoll wahren kann.
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