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F: Chirac kandidiert nicht mehr

Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac kandidiert nicht für eine dritte Amtszeit. Das gab der 74-Jährige am Sonntagabend in einer feierlichen Fernsehansprache bekannt.

Der konservative Politiker war seit 1995 Staatsoberhaupt; seinen Nachfolger wählen die Franzosen am 22. April und am 6. Mai. Mit Spannung wurde erwartet, ob der Amtsinhaber in der Fernsehansprache eine Wahlempfehlung abgeben wird.

“Am Ende des Mandats, dass Sie mir anvertraut haben, wird der Moment für mich gekommen sein, Ihnen auf andere Weise zu dienen“, sagte Chirac in der feierlichen TV-Ansprache am Sonntagabend. „Ich werde mich nicht um ihre Unterstützung für ein neues Mandat bemühen.“ Die Entscheidung Chiracs, auf ein weiteres Mandat zu verzichten, war keine Überraschung mehr. „Ich bin keiner, der im Kult der Vergangenheit lebt“, erklärte der ehemalige Premierminister und langjährige Bürgermeister von Paris schon vor Wochen. Es gäbe auch ein Leben nach der Politik.

Chirac vermied in der TV-Ansprache eine Wahlempfehlung, er bezog aber klar gegen den Rechtsradikalen Jean-Marie Le Pen Stellung, der es bei der Präsidentenwahl im Jahr 2002 überraschend in die Stichwahl gegen ihn geschafft hatte. Die Franzosen sollten sich „niemals mit dem Extremismus einlassen“, forderte der Präsident.

Der Kandidat von Chirac Regierungspartei UMP, Nicolas Sarkozy, gilt als Erzfeind des Amtsinhabers. In den Umfragen liegen Sarkozy, die Sozialistin Segolene Royal und der als Außenseiter gestartete Zentrumspolitiker Francois Bayrou (UDF) eng beisammen. Noch bei keiner Präsidentenwahl zuvor war das Rennen zwischen drei Kandidaten so offen gewesen wie heuer.

Chirac wurde am 29. November 1932 in Paris geboren. Er absolvierte die Pariser Eliteschulen Sciences Politiques und ENA und leistete seinen Militärdienst in Algerien. In Frankreichs 1958 gegründeter Fünfter Republik hatte er eine beispiellose Karriere: Er gehörte zunächst als Spitzenbeamter, dann als Staatssekretär und Minister Regierungen unter allen anderen vor ihm amtierenden Präsidenten – Charles de Gaulle, Georges Pompidou, Valery Giscard d’Estaing und Francois Mitterrand – an. 1974 bis 1976 und 1986 bis 1988 war der Neo-Gaullist Premierminister und 1977 bis 1995 Bürgermeister von Paris. 1995 wurde er in der Stichwahl gegen den Sozialisten Lionel Jospin zum Staatschef gewählt, 2002 verteidigte er das Amt gegen Le Pen.

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