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Raser - "Das gibt ein Beweisproblem"

"Es wird ein Beweisproblem geben", sagt Staatsanwalt Reinhard Fitz auf "VN"-Anfrage in Hinblick auf eine mögliche Anzeige des Video-Rasers. Umfrage  |   

Denn es muss, damit derartige Aufnahmen überhaupt die Gerichte beschäftigen können, eine konkrete Gefährdung vorliegen. „Es muss also konkret durch die Polizei nachgewiesen werden, dass Personen gefährdet sind. Nun kann ich mir zwar vorstellen, dass das bei so hohen Geschwindigkeiten großzügiger ausgelegt wird. Aber es muss nachgewiesen werden“, so der Feldkircher Staatsanwalt.

Verjährung

Auch das Alter des Videos spielt eine Rolle: „Wir haben hier ein Verjährungsproblem. Nach einem Jahr wäre die Tat verjährt.“ Nach „VN“-Informationen wurde das Video im Spätsommer 2006 gedreht, dann von einem Freund des Bregenzerwälder Fahrers ins Internet gestellt. Auch die von der Verkehrspolizei in Betracht gezogene Beschlagnahmung der Maschine sieht Staatsanwalt Fitz kritisch: „Eine Einziehung des Motorrades durch die Gerichte halte ich nach der derzeit herrschenden Rechtslage für aussichtslos.“

Bei der Verkehrspolizei will man die Sache weiterhin verfolgen. „Wir haben sehr viele Hinweise auf diesen Fall erhalten und werden allen nachgehen“, so Oberst Gerhard Ellensohn. Die Exekutive schätzt – wie berichtet – das Video (300 km/h im Bregenzerwald) als glaubwürdig ein. Die „VN“ sprachen am Montag mit Vorarlberger Yamaha-R1-Fahrern, die das anders sehen: „Allein auf der Lingenauer Hochbrücke sind 272 km/h bei der kurzen Strecke mit einer R1 nicht möglich“, so ein Bregenzerwälder, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. „Von 0 bis 200 beschleunigt die Maschine schnell, aber von 200 bis zur Spitzengeschwindigkeit geht’s recht lange“, sagen die Yamaha-Fahrer. Sie glauben, dass der im Video abgebildete Tacho manipuliert war – was nichts an der Tatsache ändere, dass der Video-Raser mit weit überhöhter Geschwindigkeit Unfälle provoziert hat.

Geringer Selbstwert

„Der Fahrer verfügt über keine Risikowahrnehmung und Gefahreinschätzung. Deshalb verdient er die Fahrerlaubnis nicht“, sagt Esther Kocsis vom Allgemeinen Arbeitskreis Autonomer Verkehrspsychologen (AAAV). Durch diese persönlichen Züge bringe er sich selbst und andere Verkehrsteilnehmer in Gefahr. „Diese Raser sind jung, männlich, begeisterungsfähig und abenteuerlustig – vor allem aber wollen sie bei geringem Selbstwert Anerkennung durch andere verdienen“, so Kocsis und fordert, den Video-Raser „auf jeden Fall einer verkehrspsychologischen Untersuchung zuzuführen“. Sie empfiehlt, den Mann mit Unfallopfern zusammenzubringen: „So wäre eine Verhaltensänderung zu erzielen.“

Die Verkehrspsychologin zu den „VN“: „Diese Videobilder erschrecken mich zusätzlich. Denn das Video zeigt, dass auch auf Vorarlbergs Straßen die Gefahr groß ist, dass man als unschuldiger Verkehrsteilnehmer zu Schaden kommt. Das kann jeden Bürger in Vorarlberg treffen.“

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