Anfangs haben sich meine Kinder noch stark beschwert – aber jetzt gewöhnen sie sich daran, nur noch einmal am Tag eine richtige Mahlzeit zu essen, sagte Myint Myint. Sie lebt mit ihren drei Kindern im Alter zwischen vier und elf Jahren und ihrem arbeitslosen Ehemann in einem Vorort der Hauptstadt Rangun (Yangon). Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind rund 40 Prozent der Kinder des südostasiatischen Landes unterernährt.
Seit das Regime Mitte August überraschend die Treibstoffpreise verdoppelt hat, ist das tägliche Leben für viele Burmesen unerschwinglich geworden. Die Busfahrkarten für die Fahrt zur Arbeit kosten nun das Doppelte. Deswegen muss Myint Myint beim Essen sparen. Das rohstoffreiche Burma zählt nach Angaben der Vereinten Nationen zu den 20 ärmsten Ländern der Welt. Die seit 1962 wechselnden Militärregierungen wirtschafteten das einst wohlhabendste Land Südostasiens herunter. Das jährliche Pro-Kopf-Einkommen sank auf 200 Dollar (140 Euro) – zehn Mal weniger als im benachbarten Thailand. 90 Prozent der 54 Millionen Einwohner haben täglich weniger als einen Dollar zur Verfügung. Die herrschenden Generäle sind allerdings für ihren üppigen Lebensstil bekannt.
Das Staatsbudget des international isolierten Landes wird vom Unterhalt einer der größten Armeen der Welt stark belastet. Auch die Verlegung der Regierungsbehörden in die neu erbaute Hauptstadt Naypyidaw wiegt schwer. Deswegen wurden offenbar die Subventionen des Benzinpreises gekürzt: Die Gallone – das sind knapp vier Liter – kostete plötzlich nicht mehr 1500 Kyat, sondern 3000 (rund 1,70 Euro). Diese drakonische Maßnahme kam praktisch über Nacht, sagte Charles Petrie, der Chef des UN-Büros für Humanitäre Angelegenheiten in Burma. Die Proteste drücken die Unzufriedenheit aus, denn die Menschen haben einfach nicht das Geld, um den Preisanstieg auszuhalten. Der Preis für Erdgas hat sich verfünffacht, viele Lebensmittel wurden auch um bis zu 35 Prozent teurer.
Die Menschen protestieren gegen die Junta, weil sie nichts mehr zu verlieren haben, wie der Experte für die burmesische Wirtschaft der australischen Universität Macquarie, Sean Turnell, erklärt. Es geht hier nicht um die Behauptung politischer Freiheiten oder der Menschenrechte. Es geht darum, dass nicht genug Geld da ist, um Nahrung zu kaufen. Die von der Junta jährlich bekanntgegebenen zweistelligen Wachstumsraten hält der Experte für Makulatur. Auch die angeblichen Abkommen über die Lieferung von Erdöl oder Gas seien oft nicht stichhaltig – und wenn, würden sie erst in mehreren Jahren Geld abwerfen. Burmas wichtigster Handelspartner ist China, das weltpolitisch auch die Schutzmacht der Generäle ist.
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