US-Notenbank vor drastischster Zinssenkung seit 1982
Obwohl die jüngsten Gewinne der Investmentbanken Goldman Sachs und Lehman Brothers trotz Halbierung besser ausgefallen sind als erwartet, rechnen die Börsianer mit der deutlichsten US-Zinssenkung seit der sogenannten Doppelrezession (“Double Dip”) 1980/82. Damals senkte die Fed im August 1982 die Zinsen in einem Schritt von 10,5 auf 9,5 Prozent ab.Für heute erwartet die Mehrheit der Notenbank-Beobachter eine erneute Senkung der Leitzinsen von 3,00 auf 2,00 Prozent. Angesichts der aktuellen Entwicklung sei eine Zinssenkung um 0,75 Punkte als eine absolute Untergrenze anzusehen. Die Entscheidung wird um 19:15 Uhr mitteleuropäischer Zeit verkündet werden. Erst zu Wochenbeginn hatte die US-Bank JP Morgan die Übernahme ihre schwer angeschlagene Konkurrentin Bear Stearns für einen Spottpreis von 2 Euro je Aktie angekündigt und damit den US-Finanzplatz vor einem Kollaps bewahrt.
Die Fed hatte vor dem Hintergrund der Turbulenzen am Sonntag überraschend den Diskontsatz um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Der Satz, zu dem sich Banken bei der Fed Liquidität verschaffen können, liegt nunmehr bei 3,25 Prozent. Außerdem gab die Notenbank die Schaffung einer neuen Krediteinrichtung bekannt, bei der sich große Wall-Street-Investmentbanken von Montag an Kurzzeitkredite sichern können.
Die für heute erwartete neuerliche Leitzinssenkung ist bereits die sechste seit Beginn der US-Kredit-Krise. Davor war der US-Leitzins noch bei 5,25 Prozent gelegen. Allein heuer hat die US-Notenbank schon in zwei Schritten ihren Leitzins um insgesamt 1,25 Punkte auf 3,00 Prozent reduziert.
Die Entwicklung erinnert an das Jahr 2001, als die Fed die Zinsen im Jahresverlauf in Summe um 4,75 Punkte auf später bis zu 1,00 Prozent herunterdrosselte. Die US-Notenbank reagierte damit damals auf das Platzen der Dotcom-Blase ein Jahr davor. Kritiker meinen heute, dass der damalige Fed-Chef Alan Greenspan damit erst die jetzige Immobilien-Blase ermöglicht habe.
Kräftige Zinsschwankungen haben in den USA in Finanzkrisen lange Tradition. Als 1980 die Rentenmärkte weltweit ihren Tiefpunkt erreichten, leitete der seinerzeitige US-Notenbankpräsident Paul Volcker eine Hochzinsphase ein und hob den Leitzinssatz in der Folge bis auf 19 Prozent an und löste damit laut Ökonomen die schwere Doppelrezession von 1980/82 aus.
Verglichen damit hat sich der Euro-Leitzins äußerst stabil entwickelt. Weil die Europäische Zentralbank (EZB) anders als die Fed in erster Linie die Preisstabilität im Fokus hat und erst danach die Konjunkturentwicklung mitberücksichtigt, hat sie die Leitzinsen zuletzt unangetastet gelassen. Seit Juni vergangenen Jahres liegt der EZB-Leitzins unverändert bei 4,00 Prozent.
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