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Lidl-Geschäftsleitung bestreitet Auftrag zu Bespitzelung

Die Geschäftsführung des Lebensmitteldiscounters Lidl hat bestritten, einen Auftrag zur Bespitzelung der Firmenmitarbeiter erteilt zu haben.
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Geschäftsleitungsmitglied Jürgen Kisseberth kündigte am Donnerstag im Fernsehsender N24 eine umfassende Untersuchung des Vorgangs an.

“Wir müssen jetzt zunächst einmal prüfen, wie die Sachverhalte sind, wie das zustande kam, wie die Aufträge gelautet haben”, sagte er. Heute stelle es sich so dar, “dass wir sehen, dass offensichtlich übereifrige Detektive über ihren Auftrag hinaus uns mit Informationen versorgt haben, die wir so nicht wollten”, wird Kisseberth zitiert.

Wenn solche Protokolle geschrieben wurden, habe dazu keine Erwartung und kein Auftrag von der Geschäftsleitung vorgelegen. Dies sei dann eine Initiative vonseiten des Detektivs gewesen, deren Ergebnis “bei uns keine weitere Berücksichtigung in der weiteren Vorgehensweise gefunden” habe.

Auf die Frage, warum es bei Lidl keine Betriebsräte gebe, wie sie von der Gewerkschaft Ver.di gefordert werden, sagte Kisseberth: “Die Mitarbeiter entscheiden ja über einen Betriebsrat, und im Grunde haben wir ein gutes Verhältnis zu unseren Mitarbeitern und haben einen offenen und fairen Umgang miteinander.” Man rede hier über “ein paar Entgleisungen und Einzelfälle und nicht über ein System”, fügte das Mitglied der Lidl-Geschäftsleitung hinzu.

Im “Hamburger Abendblatt” (Donnerstag-Ausgabe) war Kisseberth mit den Worten zitiert worden: “Unser Ziel der Überwachung war stets nur die Verringerung von Diebstählen durch Mitarbeiter.” Die Daten, die die beauftragte Detektei über das Privatleben der Mitarbeiter in 219 Filialen des Konzerns notiert habe, hätten “keinerlei Konsequenzen für die Beschäftigten gehabt”, fügte Kisseberth hinzu. Ihm seien “weder Entlassungen noch Abmahnungen bekannt.”

Das Magazin “Stern” hatte berichtet, Lidl habe seine Mitarbeiter systematisch überwachen lassen. So sei in vielen Filialen protokolliert worden, welcher Mitarbeiter wie oft zur Toilette gehe oder wer mit wem womöglich ein Liebesverhältnis habe. Auch seien Aufzeichnungen zu den Fähigkeiten der Mitarbeiter sowie zu deren Charakter gemacht worden.

Für die Überwachung hätten von Lidl beauftragte Detektive in den jeweiligen Filialen zwischen zehn und 15 Miniaturkameras installiert, so “Stern”. Dem jeweiligen Filialleiter sei dabei erzählt worden, es gehe darum, Ladendiebe aufzuspüren. Tatsächlich hätten die Detektive aber detaillierte Notizen zu den Mitarbeitern gemacht.

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