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Goldene Verdienstzeichen für Kabarett und Kulinarik

Das Land Wien hat am Donnerstag Kabarett und Kulinarik geehrt: Lukas Resetarits (60) und Wolfram Siebeck (79) erhielten Goldene Verdienstzeichen.

“Gut, dass man diese Auszeichnung nicht in jungen Jahren bekommt – wo man sie möglicherweise nicht annehmen würde”, goutierte Resetarits die Ehre. Dank eines abgesenkten Testosteronspiegels sei man im Alter milder.

Obgleich er als ausschließlich Kroatisch sprechender Vierjähriger 1951 nach Wien gekommen sei und dort Deutsch erst habe lernen müssen, stehe für ihn fest: “Wenn Seele das ist, wo Gedanken und Worte entspringen, dann bin ich Wiener.”

Auch Essayist Franz Schuh nahm in seiner Laudatio auf dieses anfängliche Fremdsein Bezug. Resetarits’ Impetus sei durch den Kontakt mit Wien von Beginn an gewesen: “Sind die deppert, oder ich?” Dieser philosophischen Frage sei er auch über die Jahre treugeblieben und schaffe mit seinen Programmen “Inseln der Gegenöffentlichkeit”.

Deren essenzieller Bestandteil sei nicht zuletzt das ironische Element des Wiener Schmähs, dessen Wesen Schuh von Resetarits abwärts bis zu Aristoteles verortete. Diese Grundhaltung sei nicht zuletzt im Kontakt mit den Wiener schwierig: “Leute, die keinen Schmäh haben, werfen einem im Ernst vor, was man ironisch meinte.” Resetarits’ Kunst sei aber immer gewesen, Worte zu finden, welche die Wiener nicht so unerträglich erscheinen ließen, wie sie wirklich seien.

Ebenso strich Michael Horowitz, Chefredakteur des Kurier-Freizeitmagazins, als Siebeck-Laudator dessen wortschöpferisches Wesen hervor: Schließlich sei dieser mehr als ein Berufshedonist, sondern gieße seine Gedanken in wunderbar schlichte Prosa. Dabei sei der gebürtige Deutsche als “Adorno mit dem Schneebesen” und “Kochtopf-Reich-Ranicki” in Wien zum Bigamisten geworden. Schließlich habe er neben der Liebe zu seiner Frau auch die zur Stadt entdeckt.

Der Grund, weshalb man die beiden Männer unterschiedlicher Profession gemeinsam ehre, liege auf der Hand, beschied Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S): “Ich gehe davon aus, dass beide gerne essen und lachen.” Außerdem seien sowohl Küche als auch Kabarett für das Zusammenleben wichtig. Da ihre Aufgabe primär in der Vermittlung von Kulturgut liege, müssten sie eigentlich einen Professorentitel bekommen – er könne aber zumindest das Goldene Verdienstzeichen anbieten.

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