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Nach Obama verspricht auch McCain grundlegenden Wechsel

Zwei Monate vor den US-Wahlen hat der republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain mit einer Kampfansage an das Washingtoner Establishment und dem Versprechen zur parteiübergreifenden Zusammenarbeit die heiße Phase im Rennen um das Weiße Haus eröffnet.

Der 72-Jährige schwor zum Abschluss des Nominierungsparteitags, bis zum letzten Atemzug für sein Vaterland zu kämpfen. In seiner mit Spannung erwarteten Antrittsrede als Spitzenbewerber präsentierte sich McCain am Donnerstagabend (Ortszeit) auf dem Parteitag in Minneapolis-St. Paul im Bundesstaat Minnesota als erfahrener Beschützer Amerikas und zugleich als ein Reformer, der zusammen mit seiner Vizekandidatin Sarah Palin für Wandel stehe und dem Washingtoner Filz ein Ende bereiten werde. Direkt im Anschluss an den Parteitag wollen McCain und Palin in den besonders umkämpften Bundesstaaten Wisconsin, Michigan, New Mexico und Colorado um Stimmen werben. Das demokratische Gespann Barack Obama und Joe Biden nehmen Pennsylvania, Indiana, Montana und Wisconsin ins Visier. Vor der Rede McCains, in der er offiziell die Nominierung als Spitzenkandidat akzeptierte, hatte der Parteitag Palin (44) per Akklamation als seine Nummer Zwei bestätigt. Die erzkonservative Gouverneurin von Alaska hatte bereits am Vortag eine von den rund 2.400 Parteitagsdelegierten begeistert aufgenommene Antrittsrede gehalten. Palin ist die erste republikanische Vizekandidatin in der US-Geschichte.

In seiner Ansprache genau eine Woche nach der Antrittsrede des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Obama (47) machte McCain klar, dass er sich trotz seines Alters als der wahre Reformer versteht. “Lasst mich eine Warnung an die alte Sippschaft in Washington richten, die groß im Ausgeben ist, nichts tut, zuerst an sich selbst denkt und erst als zweites an das Land: Es kommt ein Wandel”, sagte McCain. Er kündigte einen entschiedenen Kampf gegen den Einfluss der Lobbyisten, Korruption und Geldverschwendung aus politischen Eigeninteressen an.

Palin werde ihm dabei erfolgreich zur Seite stehen. Er könne es kaum erwarten, seine Vizekandidatin in Washington vorzustellen, sagte McCain. Ihre Rede am Mittwoch war nach Angaben der Nielsen-Medienforschungsgruppe in den USA von 37,2 Millionen Fernsehzuschauern verfolgt worden – eine fast so hohe Einschaltquote, wie sie Obama bei seiner Antrittsrede als Präsidentschaftskandidat in Denver vor einer Woche erreicht hatte. Obama hatte mit 38,4 Millionen TV-Zuschauern in den USA die bisher höchste Zahl bei einer Parteitagsrede erreicht.

Während Palin Obama und die Demokraten massiv angegriffen hatte, schlug McCain versöhnlichere Töne an. Der langjährige Senator aus Arizona und Vietnamkriegsveteran bot für den Fall seines Wahlsieges eine Zusammenarbeit über die Parteigrenzen hinweg an. Demokraten und Republikaner sollten zusammen ihre “besten Ideen” zum Wohl des Landes nutzen, sagte McCain. Das ständige Parteiengerangel habe schon viel zu lange der Lösung wichtiger Probleme im Wege gestanden.

Den scheidenden Präsidenten Bush erwähnte McCain nur einmal direkt, nannte ihn dabei aber nicht mit Namen. Er würdigte die Führungsstärke des Präsidenten nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. An anderer Stelle kritisierte er Bush indirekt, indem er sagte, die Republikaner hätten das Vertrauen der Amerikaner verloren, “weil wir unsere Macht über unsere Prinzipien gestellt haben”. “Das werden wir ändern”, versprach McCain.

Erneut verteidigte McCain den Irakkrieg und die von Präsident George W. Bush verfügte Truppenaufstockung im vergangenen Jahr. Er habe sie unterstützt, obwohl das unpopulär gewesen sei, sagte McCain. Aber für ihn sei es wichtiger gewesen, einen Krieg zu gewinnen als eine Wahl.

Die US-Demokraten stellten haben die Versprechungen McCains infrage. Obamas Lager glaube nicht an die von McCain versprochenen Veränderungen in Washington, teilte Obamas Sprecher, Bill Burton, in einer Erklärung mit. Der Republikaner habe in seiner Ansprache vergessen zu erwähnen, dass er in 90 Prozent der Fälle George W. Bushs unterstützt habe. Zudem wolle McCain Bushs “katastrophale Politik” im Bereich der Wirtschaft und der Außenpolitik fortführen, erklärte Burton kurz nach der Rede des Republikaners weiter.

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