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Gewerkschaftsstreik in Bollywood

Erstmals seit 50 Jahren streiken in Indien die Mitarbeiter der Film- und Fernsehindustrie.

Mehr als 100.000 Menschen, darunter Bollywood-Stars wie Shah Rukh Khan und Amitabh Bachchan, Tänzer, Autoren und Techniker, protestieren gegen unregelmäßige Bezahlung und die Benachteiligung von Gewerkschaftsmitgliedern.
“Alle Drehs sind gestoppt”, sagte der Vorsitzende der Filmgewerkschaft, Dinesh Chaturvedi. Gehälter würden erst mit bis zu einem Jahr Verspätung gezahlt und durch die Beschäftigung von Nicht-Mitgliedern versuche die Kosten zu drücken.
“Wir sind nicht glücklich mit dem Streik, aber wir sind hilflos”, sagte Chaturvedi. Die Produzenten hätten sich nicht an die Vereinbarungen gehalten. “Es werden weiterhin Gespräche geführt, aber die Studios bleiben geschlossen”, bestätigte ein Vertreter der Filmproduzenten. Angesichts der bevorstehenden Festival-Saison hoffe man auf eine schnelle Lösung.
Und auch die Fernsehproduzenten zittern: Wenn der Streik mehr als drei oder vier Tage anhalte, müssten Wiederholungen gezeigt werden, da es nicht viel auf Lager gebe, sagte eine Sprecherin von BAG Films.

Nach einer Schätzung von PricewaterhouseCoopers wächst die indische Filmindustrie jährlich um 15 Prozent und wird bis 2012 ein Volumen von vier Milliarden Dollar (2,84 Mrd. Euro) erreicht haben. Etwa 1.000 Filme produziert Bollywood pro Jahr – mehr als der Namensgeber Hollywood. Über ein Fünftel der Filme sind in Hindi. Oft sind sie mehr als drei Stunden lang und bestehen zum großen Teil aus Gesang und Tanz.
Bollywood-Filme galten lange Zeit vor allem als billig. Das Budget betrug im Durchschnitt vier Millionen Dollar, während in den USA 2007 71 Millionen Dollar pro Film ausgegeben wurden. Mittlerweile haben die Inder aufgeholt, doch die Arbeitsbedingungen haben sich kaum verbessert. Besonders Nachwuchsschauspieler und Tagelöhner seien von einzelnen Produzenten abhängig, merkte der Gründer des Portals indiantelevision.com Anil Wanvari an.


Ausschnitt aus dem Filmhit “Monsoon Wedding”


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