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Frische Sicht auf alte Dinge der Ahnenzeit

Bludesch - Dr. Guntram Jussel kümmert sich seit Jahrzehnten um Bludescher Ortsgeschichte.

Zu einem ehrbaren Ort gehört ein Ortschronist. Er ist meist in der Gemeinde geboren oder zumindest dort aufgewachsen, kennt jeden Stein, jedes Haus, jede Familie und vor allem alle Geschichten, die je über den Ort und dessen Familien erzählt wurden. Natürlich weiß er, dass Anekdoten noch keinen Historiker ausmachen. Wenn dieser seine Berufung ernst nimmt, kramt er nicht nur in seinen Jugenderinnerungen, sondern sucht auch Kontakt zu wissenschaftlichen Institutionen und ist häufig in Archiven anzutreffen.
Eben so wie der 79-jährige Dr. Guntram Jussel, der seit einem Vierteljahrhundert ehrenamtlicher Ortschronist von Bludesch ist und als „Urgestein“ der Blumeneggregion gilt. Die Beschäftigung mit Geschichte muss sehr erfrischend auf Körper und Geist wirken. Das geht einem durch den Kopf, beobachtet man Guntram Jussel. Ein Mann, der schnell denkt, spannend erzählen kann, einer der den Gesprächspartner offen und freundlich anschaut, ihm interessiert zuhört, fragt.

Viele Aktivitäten

„Die geschichtliche Entwicklung und die Geschehnisse im Dorf und der Region haben mich seit meiner Jugendzeit interessiert“, sagt der studierte Betriebswirt und Jurist. Bis zu seiner Pensionierung hat er den Familienbetrieb der Jussel-Mühle in Bludesch weitergeführt. Über Jahrzehnte hinweg war Guntram Jussel auch in der Kommunalpolitik aktiv, war Obmann der Regionalplanungsgemeinschaft Walgau und ist Mitbegründer der Bludescher Orgelkonzerte. Für sein vielfältiges kommunales Engagement erhielt er vor zwei Jahren den Ehrenring der Gemeinde.
„Ich würde wahrscheinlich vieles wieder gleich machen und in einigen Fällen vielleicht spontaner handeln“, blickt Guntram Jussel kurz zurück. „Ich habe in meiner Aktivzeit keinen wichtigen Termin versäumt und bin auch nie zu spät gekommen“, ist er indes auf sein akribisches Zeitmanagement stolz.
Genau so genau ist der 79-Jährige als Dorfchronist. Er sammelt, katalogisiert, ordnet und schreibt fest. Aus seinem profunden Hintergrundwissen entstanden schon eine Reihe von Schriften und Büchern, darunter auch die beiden Dorfbücher über Bludesch. Darin ist nach eingehender Recherchearbeit der Werdegang von Dorf und Leuten von der Erstbesiedelung bis zur Gegenwart festgehalten. „Die Bücher sollen zum Nachsehen, Nachlesen und Nachdenken anregen“, bekräftigt der Autor, dass die Ausgaben keinesfalls den Charakter einer wissenschaftlichen Arbeit haben.

Neue Dokumentation

Sein jüngstes Werk „Denkmäler und Kirchen“ ist die Dokumentation über die Sakralbauten St. Nikolaus und St. Jakob sowie die Bergöntzle-Orgel in Bludesch. Jussel rückt damit drei kunsthistorische Juwele ins Rampenlicht. Die Baugeschichte der St.-Nikolaus-Kirche geht bis ins 5. Jahrhundert zurück.

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