Selten genug, dass J. S. Bachs berühmtes Weihnachtsoratorium hierzulande aufgeführt wird. Wenn dies auf Topniveau gelingt wie in der Abo-Reihe des jungen Vorarlberger Barockensembles Concerto Stella Matutina, dann ist schon sechs Tage vor Heiligabend Bescherung. Wie heute üblich, wird auch hier nur die Hälfte des eigentlichen Werkes aufgeführt, die Kantaten Nr. 1 bis 3, die das Geburtsgeschehen von Bethlehem beleuchten. Das sind immerhin 90 pausenlose Minuten musikalischer Hochspannung in der dichten Abfolge von Chören, Chorälen, Rezitativen und Arien voll musikalischer Symbolkraft.
Ein Glücksgriff
Das Graubündner Ensemble Vocal Origen, das man sich mit ins Boot geholt hat, erweist sich als Glücksgriff und schlichtweg idealer Partner. Mit 22 professionellen Stimmen ist es gerade so groß besetzt, dass die Choräle Volumen und Ausdruck, die Chorpartien wie das prunkvolle Jauchzet, frohlocket” oder das jubelnde Ehre sei Gott” Flexibilität und Durchschlagskraft erhalten. Und imponiert in seiner brillanten Klangkultur und Wortdeutlichkeit. Der am Konservatorium ausgebildete Clau Scherrer dirigiert mit sicherem Instinkt ganz im Geist der Originalklang-Bewegung, in einer lebendigen, lustvollen Freude am pulsierenden Musizieren, an klaren Akzenten.
Heimische Kräfte
In einer Zeit, da Massenchöre längst Geschichte sind, werden auch die Solisten Teil des Chores. Mit Genuss erlebt man dabei zwei heimische Kräfte, die Sopranistin Miriam Feuersinger und den international reüssierenden Mezzosopran Judith Scherrer-Kleber, die auch dieser Aufführung überzeugende Glanzlichter bescheren. Valentin Gloor gefällt mit schlankem Tenor als Evangelist, zusammen mit weiteren qualifizierten Solisten ergibt sich ein geschlossener vokaler Gesamteindruck.
Konzertmeisterin
Dem steht der instrumentale Part in nichts nach. Das Concerto Stella Matutina auf alten Instrumenten erweist sich gereift als kompakter, stilkundiger Klangkörper, der seine Stärken selbstbewusst darzustellen weiß: die Strahlkraft der drei Barocktrompeten, den warmen Schalmeienklang der vier Barockoboen in der Hirtenmusik”, den samtenen Glanz der Streicher unter Konzertmeisterin Silvia Schweinberger, das Continuo-Fundament mit Johannes Hämmerle als Zentralfigur. Eine rundum gelungene, in sich ruhende Aufführung voll barocker Pracht im idealen Ambiente der seit Wochen ausverkauften Alten Götzner Kirche. Mit einem Hall, der sachte trägt, aber nicht verwischt. Und vor einem landesweit angereisten Publikum, das den weihnachtlichen Jubel dieser Musik auf seine Weise reflektiert.
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Herzlichen Dank für deine Zusendung.