Mit einer mutigen Vorstellung in der Abfahrt und einer souveränen Leistung im Slalom hat die 22-Jährige Niederösterreicherin am Freitag bei der WM in Val d’Isere die Goldmedaille in der Super-Kombination gewonnen. Die gelernte Köchin ist auch abseits der Piste eine Jägerin, den notwendigen Rückhalt geben ihr die Familie und Freund Seppi.
Nach Platz 4 (Slalom) und 6 (Kombination) 2005 in Santa Caterina und zweimal 5 (Slalom und Super-Kombi) sowie 9 (Riesentorlauf) 2007 in Aare ist die erste WM-Einzelmedaille jedenfalls längst fällig gewesen. Bei den Olympischen Spielen 2006 in Turin hat Zettel in der Kombination Blech geholt, im Riesentorlauf war sie Siebente geworden. Bei Großveranstaltungen präsentiert sie sich stets nervenstark, nur einen Ausfall hat sie zu Buche stehen (Slalom Olympia Turin, disqualifiziert) und aus dem Juniorenbereich hängen zwei Gold- und zwei Silbermedaillen zu Hause.
In der Familie von Kathrin Zettel ist Skifahren nie ein großes Thema gewesen. Auch weil die Landwirtschaft viel Arbeit mit sich bringt und wenig Zeit für Hobbys blieb. Dass sie trotzdem mit dem Sport begann, verdankte sie ihrer Schwester. “Ich war eifersüchtig auf Elfriede, sie hatte Ski, ich nicht.” Bereits im Schülerinnenalter sammelte Zettel Pokale für den Trophäenschrank zu Hause. Ein Mentor schon in jungen Jahren war Thomas Sykora, der sich erinnerte, dass “sie nicht nur bei den Mädchen gewinnen, sondern immer auch die Buben schlagen” wollte.
Kathrin Zettel, deren Hobbys Computer, Motorsport und Musik sind, ist auf einem Bauernhof vier Kilometer außerhalb von Göstling auf einer Hochebene auf 800 m Seehöhe aufgewachsen. “Das ist für mich der ideale Platz zur Erholung, Entspannung und um Kraft zu tanken”, schrieb sie auf ihrer Website http://www.kathrin-zettel.at. Als Jungjägerin im Revier an der Ybbs ist sie vor allem in den Monaten Juni und Juli schon lange vor Sonnenaufgang im Wald anzutreffen.
“Man soll auf dem Hochstand sitzen, wenn es noch finster ist. Das taugt mir irrsinnig, es ist wahnsinnig schön, wenn man miterlebt, wie die Natur zum Leben erwacht, wie sich alles wieder bewegt und rührt. Und was sich von Jahr zu Jahr bei den Böcken vom Geweih her tut”, hatte sie nach dem Sieg im Sölden-RTL zu Saisonbeginn erzählt.
Nach dem Schienbeinkopfbruch am 2. März 2007 in der Weltcup-Super-Kombination in Tarvis, an dessen Folgen sie lange gelitten hat, hatte Zettel beschlossen, den Jagdschein zu machen, weil das bei ihr in der Familie Tradition hat. Ihre größte Beute ist ein “vierjähriger, guter Rehbock, das ist meine schönste Trophäe, da bin ich ganz stolz drauf.”
Am 13. März 2004 hat Zettel in Sestriere ihr erstes Weltcuprennen bestritten und war 18. geworden, bei Junioren-Weltmeisterschaften gewann sie Gold in Slalom (2004) und Kombination (2005) sowie zwei Silbermedaillen. Die Vorbereitung auf die aktuelle Saison ist für sie bis auf einen Nasenbruch beim Slalomtraining in Sölden reibungslos verlaufen. Sie meisterte nach den verletzungsbedingten Ausfällen von Marlies Schild und Nicole Hosp auch ihre Rolle als neue Nummer eins in der rot-weiß-roten Mannschaft souverän. Mittlerweile hat sie fünf Riesentorläufe im Weltcup gewonnen, drei in dieser Saison, sowie insgesamt 16 weitere Podestplätze abgeräumt.
Dass die Athletin des SC Göstling-Hochkar in Val d’Isere schön auftrumpfen könnte, war ihr bewusst gewesen. Auf die Frage, wie sich “WM-Star Zettel anhören” würde, hatte sie vor ihrem ersten Auftritt gemeint. “Anhören tut es sich nicht schlecht, aber abgerechnet wird am Schluss. Möglich ist es und passieren kann alles.” Dies hat die Atomic-Fahrerin am Freitag eindrucksvoll unter Beweis gestellt und damit den 26-köpfigen Fanklub aus ihrer Heimat nicht enttäuscht. Und zu Hause mitgefreut haben sich sicher auch Schwester Elfriede und deren Töchterlein Anika, deren Patentante Kathrin Zettel ist.
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