“Ich bin nicht für den Papst oder irgendwelche Bischöfe Priester geworden, sondern für die Gemeinde”, meinte Bartl im APA-Gespräch.
Mit dem Bekenntnis des oberösterreichischen Pfarrers Josef Friedl zu seiner Lebensgefährtin hat die Diskussion um den Zölibat neuen Schwung bekommen. Rund 700 österreichische Priester hat ein ähnliches Bekenntnis das Amt gekostet. Etwa 20 von ihnen, schätzt Bartl, würden sofort wieder als Pfarrer arbeiten wollen, wenn es die Kirche erlauben würde. “Eine große Anzahl würde es nach einer offiziellen Rehabilitation durch die Amtskirche wieder machen”, glaubt Bartl.
Prinzipiell ist ein Priester, der wegen des Verstoßes gegen den Zölibat aus dem Amt entlassen worden ist, verpflichtet, die Sterbesakramente zu spenden, erklärt Bartl. “Sonst darf er theoretisch gar nichts, wenn man es streng nimmt.” Trotzdem liest Bartl “regelmäßig” die Messe in einem Altenheim in Wien. Der eigentliche Seelsorger sei aufgrund seines Alters und seines Gesundheitszustandes dazu nicht mehr in der Lage.
“Die Menschen dort wissen, dass ich verheiratet bin”, erzählt Bartl. Er trage sogar seinen Ehering während der Messe. Stören würde das niemanden, auch nicht die konservativen Katholiken unter ihnen. “Sie freuen sich und sind sehr zufrieden – vor drei Wochen haben wir sogar die Geburt meines Enkelkindes in der Messe gefeiert.”
Nicht sehr erfreut über die Tätigkeiten der Priester ohne Amt dürfte die Kirchenführung sein. “Mit den Bischöfen gibt es kaum Gespräche”, so Bartl. Ab und zu komme es zwar zu Treffen, “aber das ist ein Austausch von Höflichkeiten”. Auch Kardinal Christoph Schönborn habe Kenntnis von den Aktivitäten, etwas dagegen gesagt habe er allerdings noch nie, meinte Bartl – eine Art “stille Duldung” seitens des Kardinals.
Den Zölibat hält Bartl nicht für eine theologische oder eine Glaubensfrage, es handle sich um eine “reine Disziplinsache”. Bartl vermutet, dass der Vatikan mit einer Aufhebung des Zölibats auch ein Glaubwürdigkeitsproblem befürchtet. Für Friedls Bekenntnis zu seiner Lebensgefährtin ist Bartl “dankbar”. Es sei mutig, sich öffentlich zu bekennen. In der Organisation “Priester ohne Amt” sei Friedl jedenfalls “herzlich willkommen”, meinte Bartl.
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Herzlichen Dank für deine Zusendung.