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Zitronen bis unter die Decke

©Haase
Nostalgischer Reiz in kleinen Urlaubsorten – Frühlingserlebnisse am Gardasee.

Der kürzeste Weg führt von Trento aus zum See. Zuerst geht es steil den Berg hoch und dann durch ein Felsental wieder hinab. Nach der Anhöhe zeigen sich erste zitronengelbe Forsythiensträucher und hellrosa Mandel- und Pfirsichbäume. Die Luft wird lauer. Der Gardasee kommt einem wie ein Gesandter des Südens entgegen, ein weit vorauseilender Bote jener Gegenden der milden Luft, des seidigen Himmels, der Oliven, Zypressen und des Oleanders. Er erscheint wie ein Stück Mittelmeer im Norden Italiens.
Gerade zwischen Torbole und Peschiera gibt es am Ostufer des Gardasees noch einige Orte, die eine andere Zeit heraufbeschwören. Das Reizvolle des Ostufers ist sein zwischen den Ortschaften noch unverbautes Gestade.
Unverbaute Gestade
Kurz nach Torbole wird die Landschaft weicher und breiter, der See weitet sich. Nette kleine Weiler stehen zwischen Ölbaumhainen: Assenza, Porto di Brenzone, Magugnano, Castelletto di Brenzone, Pai. Zypressen säumen den Uferweg, im Hintergrund der noch schneebedeckte, über 2000 Meter hohe Monte Baldo. Kurz nach Torri del Benaco, an dem am weitesten in den See ragenden Punkt der schön geschwungenen Bucht von Garda, liegt der erste der drei nostalgischen Orte: das Kap San Vigilio.
Zu Fuß läuft man die breite Zypressenallee entlang zur Spitze des Kaps und trifft am Ende des Weges auf die Villa Brenzone. 1540 erwarb der Humanist Agostino di Brenzone die Halbinsel und ließ vom Festungsbaumeis¬ter Michele Sanmicheli die Villa errichten, die sich heute im Besitz der Familie des Grafen Guarentini di Brenzone befindet.
Blumen und Statuen
Ein Park, geschmückt mit Blumen und Statuen, führt terrassenförmig zum See hinab. Der schönste Ort am Kap liegt schräg links unterhalb der Villa. Man folgt dem alten Kopfsteinpflasterweg durch ein mittelalterliches Tor hindurch und findet ein verlassenes Hafenbecken aus Stein, das sich halbkreisförmig in den tiefblauen Gardasee erstreckt. Hier ist die Stille nur vom leisen Geräusch der Motorboote unterbrochen, das Wasser plätschert in der Mole.
Nicht weit von diesem magischen Ort entfernt liegt die alte Limonaia von Torri del Benaco. Obwohl es am Ost¬ufer des Gardasees eher Olivenbäume als Zitronenanbau gibt, ist dieses Gewächshaus das best¬erhaltenste vom ganzen See. Auf der Westseite findet man auf den Terrassen, auf denen die Zitronen wuchsen, nur noch die quadratischen Pfeiler, die einst die Gewächshäuser stützten. In Torri del Benaco versteckt sich die alte Limonaia im Castello Scaligero aus dem 14. Jahrhundert. Heute ist das Kastell ein Volkskundemuseum, das von der Zeit berichtet, als Fischfang und Olivenanbau noch die Haupteinnahmequellen am Gardasee waren.
Die Limonaia von Torri
Auf dem Rundgang kommt man am Ende zum Zitronengewächshaus aus dem Jahr 1760. Es ist das einzige am Ostufer, das noch betrieben wird. Eine Holzbrücke über einen Goldfischteich führt ins Innere der Limonaia. Hier fällt das Licht schräg durch die sechs Meter hohen Fenster und taucht den Ort in eine mystische Atmosphäre. Es ist nicht zu warm und nicht zu kalt – jedenfalls richtig für die Orangen- und Zitronenbäume, die sich hier bis unter die Decke ranken und die voller Zitrusfrüchte hängen. Auch ein paar Vögel haben in der alten Limonaia ihre Nistplätze.
Der dritte Ort mit nostalgischem Charme ist in Garda gelegen. Hier fragt man am besten Einheimische nach der Via della Rocca. Die Straße führt an einem alten Friedhof vorbei den Felsen hoch. In keltischer Zeit erhob sich auf dem flachen Berg über dem See ein Heiligtum. Schon nach ein paar hundert Metern auf der Via della Rocca hat man das quirlige Touristenleben in Garda hinter sich gelassen und wandert durch silbergraue Olivenhaine, die Landschaft beginnt, sich in Terrassen zu gliedern. Meterhohe Oleanderbüsche säumen den Weg, und dazwischen öffnen sich immer wieder Ausblicke auf die Bucht von Garda mit dem Kap Sant Vigilio. Zypressen stehen kerzengerade am Wegrand.
Die Via della Rocca
Dann geht es links hinein in den Wald, die steilen Holzstufen eines etwas verwahrlosten Weges empor. Oben auf dem Grat angekommen, hält man sich ebenfalls links und geht vorbei an Büschen mit roten Beeren und Efeu, der die Bäume wie eine Flechte überzieht. Der ganze Weg wirkt etwas ungepflegt, hat aber gerade deswegen sehr viel Charme. Nach etwa fünf Minuten kommt man auf einer Hochebene an, auf der sich majestätisch das Kloster Eremo San Giorgio erhebt.
Eine zypressengesäumte Allee führt hinauf zum Eingangstor des Klosters. Auch dieser Ort zeigt, dass es sich lohnt, am Gardasee auf Entdeckungstour zu gehen. Noch gibt es hier einige wenig bekannte Schätze zu entdecken.

135
Kilometer lang ist die Uferstraße, die die Orte am Gardasee miteinander verbindet. Die reiche und teilweise mediterrane Vegetation vermittelt zusammen mit dem milden Klima den Eindruck eines Mittelmeerurlaubs.

Der Lacus Benacus
Der Gardasee (it. Lago di Garda) ist der größte See Italiens. Sein antiker Name lautete von etwa 200 v. Chr. bis 800 n. Chr. Lacus Benacus. Der Name soll von einer alten Gottheit namens Benacus abstammen. Der See wurde durch den Etschgletscher in der vergangenen Eiszeit geformt.

Gipfel des Monte Baldo
Der 30 Kilometer lange und über 2000 Meter hohe Monte Baldo ist das höchste Bergmassiv des Gardasees. Er besitzt mehrere Gipfel: Cima Valdritta (2218 Meter), Monte Altissimo di Nago (2079), Cima del Longino (2179), Cima delle Pozzette (2137) und Monte Telegrafo (2175). Am geschützten Osthang wachsen über 600 verschiedene Pflanzenarten, darunter viele botanische Raritäten. Der Berg ist ein sogenannter „Nunatak“, weil er durch die Eiszeiten hindurch immer aus der Eisdecke herausragte, wodurch urtümliche Pflanzen und Tiere überleben konnten. Seine Artenvielfalt hat ihm auch den Beinamen „Hortus Italiae“, Garten Italiens, eingebracht. Im Jahre 1972 wurde der Naturpark Bes Corna eingerichtet.
Mit drehbaren Panoramagondeln
Von Malcesine führt eine kürzlich modernisierte Seilbahn auf den Monte Baldo (17 Euro/ hin und retour), die Wanderer, Mountainbiker und Gleitschirmflieger gerne nützen. Die Fahrzeit in den sich drehenden Panoramakabinen für 45 bzw. 80 Personen beträgt für die komplette Strecke von 4325 Meter Länge und 1650 Meter Höhenunterschied 10 Minuten.

Kleiner Markt
Ein kleiner Markt mit Schuhen, Textilien und natürlich den obligatorischen großen Sonnenbrillen findet jeden Freitag von 8 bis 14 Uhr am Ufer von Garda statt.

San Vigilio
Die Frühlingssonne wärmt die Kissen auf den Stühlen des Cafés am Kap San Vigilio. Natürlich serviert der Kellner ein Glas Prosecco: Geöffnet ist bis Sonnenuntergang.

Klosterladen
Im Klosterladen verkaufen die acht Mönche, die noch in Eremo San Giorgio wohnen, vor allem selbstgemachtes Olivenöl – eines der besten des ganzen Sees.

GARDASEE-SPLITTER

Ausblick. Schon Gabriele D’Annunziosprach davon, dass man von der Kirche in Albisano hoch über Torri del Benaco den schönsten Blick auf den See hat. Ein absoluter Genießertipp.

Weitere Informationen im Internet. CaféPunta San Vigilio: www.punta-sanvigilio.it. Museodel Castello Scagliero, Torri del Benaco, www.museodelcastelloditorridelbenaco.it; Kloster Eremo dieMonte San Giorgio, www.eremosangiorgio.it.
Unterkunft. HotelCaesius Thermae in Bardolino, große Thermenanlage und Ayurveda-Wellness- Behandlungen. DZ mit Frühstück ab 178 Euro, www.hotelcaesiusterme.com, Apartments über , Apartments über www.europlan.it.
Klima. Submediterran Submediterran mit heißen Sommern und niederschlagsarmen, milden Wintern. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt zwischen 13 und 15 Grad Celsius – Reisezeit ganzjährig, am besten von April bis Oktober.
Allgemeine Infos. Italienische Zentrale für Tourismus ENIT, Kärntner Ring 4, 1010 Wien, Tel. 1 5051639, E-Mail: info@ enit.at oder delegation. wien@enit.at, Internet www.enit.at oder im Internet auf der Webseite www.gardasee.de.

(VN-B. L. Haase)

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